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Drittes Kapitel.
Hier sah ich zum ersten Male die Männer, welche in dennächstfolgenden Zeiten zu vergänglichem oder bleibendem Ruhm,zu Helden und zu Verfehmten volkstümlicher Ausbrüche werdensollten. Da waren vor allem die gefeierten Parlamentarier derbadischen Kammer, der alte Jtzstein, ein scharf geschnittener Kopf,dessen von beiden Schläfen aufwärts zusammenstrebende, weißeHaare ihm das Ansehen eines ehrwürdigen, aber strengen Vatersaus einem Jsflandschen Stück gaben. Daneben Professor Welckermit einem grimmigen Ausdruck in Mienen, Bewegungen undSprache; der dicke Advokat Soirou, auf dessen breit hervorragenderWeste eine dicke Uhrkette befriedigt hin und her pendelte. DannFriedrich Hecker , ein blauäugiger Jünglingskopf mit schönem Haarnnd Bart, feurig und fröhlich in die Welt hineinschauend undprovozierend. Strnve, unansehnlich und säuerlich wie eiu Vege-tarianer und Phrenologe, der er war. Robert Blnm, bei dessenAnblick man zweifeln konnte, ob er ein Brauer oder ein Zimmer-geselle sei, vierschrötig, eckig, struppig, stumpfnasig, durch unddurch derb, meist in Hemdärmeln, wie geschaffen, das idealisierteProletariat zu repräsentieren, dabei nicht ohne eine gewisse autoritäreund imponierende Wirkung in seinem Auftreten. Franz Naveaux,der Kölner Karuevalspräsident, eiue stattliche Figur, deren Ganzesdaran erinnerte, daß er, jetzt Weinhändler, einst uuter den Christinosin Spanien als Offizier seine Kriegszüge gemacht hatte, hochaufgewachsen, kerzeugrade, kohlschwarz im Haar, mit eben solchemSchnurr- und Knebelbart. Darmstadt hatte vor allem seinenGagern geschickt, damals eiu Idol, von dem man sich Unendlichesversprach, äußerlich ganz dazu angethan, für einen großen Staats-mann zu gelteu, auf mittelgroßem Körper ein schönes feierlichesHaupt mit stark gewölbten Brauen, einem gebieterischen Mundnnd feierlichem Organ.
Die erste persönliche Bekanntschaft machte ich mit JnliusFröbel. Seine edle, wunderschöne männliche Erscheinung warmir an der 6'böts aufgefallen, und ich war durch sein
zweibändiges Buch „Neue Politik," welches er uuter dem NamenJnnius herausgegebeu, aus dem ich mit Eifer studiert hatte, gutauf ihn vorbereitet. Wir schloffen uns rasch au einander, obwohler etwa zwanzig Jahre älter war als ich, entstand sehr bald ein