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Drittes Kapitel.
bis zum Jahre 1370 bewiesen. War er doch von allen Führernder kleinstaatlichen Intriguen, mit denen später Bismarck amBundestag sich herumzuschlagen hatte, der verbissenste und rastloseste.Näheres darüber ist in den von Poschinger veröffeutlichteu^Briefendes preußischen Bundestagsgesandten, Herrn von Bismarck , zulesen. In der neuesten Zeit ist aus Denkwürdigkeiten des fran-zösischen General Ducrot zum Überfluß noch Erbauliches darüberbekannt geworden, wie der Hessen -darmstädtische Premierminister,im innigen Einverständnis mit seinem Gebieter, den KaiserNapoleon zum Vorgehen gegen Preußen auffordern und ihm diestille Buudesfreuudschast zusichern ließ.
Als der Krieg von 1870 ausbrach, blühte die Hoffnung aufden Sieg des französischen Heeres im Ministerium Dalwigk nochso schöu in der Stille, daß eine patriotische Volksversammlung inder Residenz verboten wurde aus den Grund hin, daß die dem-nächst einrückenden napoleonischen Truppen dafür Rache an denBürgern nehmen würden.
Während der achtzehn Jahre meiner Entfernung aus Deutsch-land hatte ich natürlich keinen Anlaß, meinen persönlichen Krieggegen Herrn von Dalwigk, der trotz der Wendung von 1866 inHessen weiter wirtschaftete und den Bischof Ketteler in der ultra-montaueu Propaganda aufs eifrigste förderte, weiterzuführen. Kaumwar ich 1868 wieder aus dem Platz, so war auch der alte Zwei-kampf wieder im Gang. Mein Sieg bei der Wahl zum Zoll-parlament ward vom Ministerium Dalwigk am Tag nach der Wahlmit einem Beleidigungsprozeß inauguriert, aus dem ich, nacheiner Verurteilung in erster, siegreich in zweiter Instanz hervor-ging. Mein erster parlamentarischer Erfolg war die Annahmeeines gegen das hessische Ministerium Dalwigk gerichteten Antrags,bei dem der Bundeskanzler Graf Bismarck mir zu Hilfe kam.Und zuletzt sollte ich Herrn von Dalwigk im November 1870 imHauptquartier zu Versailles wiedersehen. Er war wie die anderenMinister der Einzelstaaten erschienen, um die Verträge über denEintritt derselben in das Reich abschließen zu helfen. Als wiruus in der Straße vor dem Hotel des Reservoirs kreuzten, tauschtenwir natürlich kein Erkennungszeichen. Es machte mir einen ausErnst und Humor gemischten Eindruck, unter diesen historisch er-