Fünftes Kapitel.
einzelnen Bestandteile des Gesichts beschrieben zn werden Pflegen,nnd mit dem sich anch meine angestammte hessendarmstädtischeBehörde in dem mir gewidmeten Steckbrief begnügt hatte, klangmir besonders verächtlich. Nachdem alles unterschrieben und be-siegelt worden, wandte ich mich an die französische Gesandtschaftmit der Bitte um ein Visum uach Calais, mußte mich aber miteiner Abschlagszahlung bis zur nächsten Präsektnr an der Grenze,Besanyon, begnügen. So machte ich mich denn mit ziemlichschwerem Herzen und ziemlich leichtem Gepäck auf den Weg indie dnnkle Znknnft.
Von Eisenbahn war in dieser Gegend damals noch nichtdie Rede; die Reise ging über Pontarlier nach Besanyon,wo ich folgenden Tags ankam und im Gasthof abstieg, ummich beim Präfekten zu melden. Es machte auf meine,damals an die Widersprüche zwischen schönem Schein und ge-meinem Sein noch wenig gewöhnten Augen einen eigentümlichschmerzlichen Eindruck, als ich über dem Thore des Präfektnr-gebändes, auf dem ich mich der polizeilichen Kontrolle stellensollte, in hohen flammenden Buchstaben die geheiligten Worte:LZalits, ?rg.tsrllits prangen sah. Ans dem Sekretariatbefragt, welchen Weg ich nach Calais einzuschlagen gedenke,antwortete ich natürlich: über Paris . Aber da kam ich schönan. Einen solchen Abgrund vou Gefahr für die republikanischeVerfassung zu eröffnen, schien geradezu ein absurder Gedauke.Der Beamte schrieb nun an den Rand des Passes eine von Ortzu Ort bezeichnete Reiseroute, welche streng einzuhalten war.
Da sich darunter eine Anzahl meiner französischen Geographieunbekannter Namen befand, kam mir die Sache etwas bedenklichvor. In den Gasthof zurückgekehrt, zog ich den Oberkellner zuRate. Nein! rief er bei dem Anblick dieses Jtinerariums aus,das ist ja unmöglich. Wie kann man Sie anf solchen Um- undAbwegen nach Calais zu fahreu zwingen? Dem muß Abhilfegeschaffen werden. — Aber wie? fragte ich. — Warten Sie,sagte er nach einigem Besinnen, ich weiß vielleicht einen Rat.An unserer ä'Iröts speist regelmäßig ein Herr, der vor derPräsidentschaft im Anfang der Republik erster Staatsanwalt,avoeat Zsriöi-kü, war. Als Napoleon Präsident ward, nahm er