Druckschrift 
Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
Entstehung
Seite
478
Einzelbild herunterladen
 
  

478

Siebentes Kapitel.

Hatten seine Werke den Wunsch der persönlichen Bekannt-schaft in mir erweckt, so belebte wieder diese das Verlangen, inseine Schriften näher einzudringen, und alles gereichte mir zureicher Belehrung und immer gleichem Genuß waren es nun dieLaassriös cla lunäi, die nouvsaux lunäis, oder ?ort-ko^al, oderObatssubrianä st son Zrouxs oder die Geschichte der französischenDichtung im sechzehnten Jahrhundert. Der Noman Voluptsnnd die Gedichte, die er unter dem Pseudonym Josephe Delormeherausgab, beides Jugendarbeiten, gehen nur nebenher. Nichtnnr stofflich, sondern auch stilistisch kaun man ungeheuer vielvon ihm lernen. Wie Littrss Diktionnaire sind seine ein

Werk, welches in keiner Liebhaberbibliothek fehlen sollte.

Als ich im Jahre 1871 Friedrich David Strauß in Darm-stadt besuchte, kamen wir auf einem Spaziergang, den ich mit ihmmachte, auch auf Sainte-Benve zu sprechen. Strauß fragte micheingehend über ihn aus und bekannte eine hohe Verehrung fürihn, stellte namentlich sein großes Werk über ?oi-t-Ro^g,1 sehrhoch.

Wer in der zeitgenössischen Litteratur des damaligen Frank-reich zu Hanse ist, wird nicht leicht an Sainte-Beuve denken, ohnesich auch an Prosper Msrimse zu erinnern.

Sie waren unter einander sehr verschieden in Persönlichkeitund Produktion, und doch haben sie den gemeinsamen Zugeleganter Skepsis, feinster Form nnd anmutigen Geistes. Ichwar nur ein einziges Mal längere Zeit mit Msrimse zusammen.Es war bei einem ganz kleinen Diner, zu welchem uns FrauJosephine von Wertheimstein ins Mwl äa Min auf derVöuäöms, das Hotel, wo die Potentaten abzusteigen pflegten, ge-laden hatte.

Frau von Wertheimstein, die Gemahlin eines der reichstenWiener Finanzleute, war eiue Dame von bezaubernder Schönheitund Liebenswürdigkeit, die nicht nur in ihrer österreichischenResidenz, sondern überall, wo sie sich aufhielt, einen Hof vonKünstlern und Schriftstellern um sich versammelte und von vielenberühmten Leuten angebetet wurde. Hartmann und Bauernfeldhaben sie angedichtet, Ricard und Lenbach haben sie gemalt.Ohne auch uur den geringsten Anflng von Galanterie nnd trotz-