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Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
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488 Siebentes Kapitel.

Kalergis und der eben auftauchenden Rachel Fslix, MademoiselleRachel genannt, nebenbei auch mit der jnngen Panline Garcia,späteren Viardot beschäftigt, hin und her flatterte.

Die Belgiojoso habe ich nicht mehr persönlich gekannt. Siehatte schon Paris verlassen, als ich Madame Zaubert kennenlernte, aber deren Haus war so zu sagen noch voll von ihr. EinMiniatnrbild von ihr, sie mit entblößten Schultern in glanzvollerSchönheit darstellend, stand immer auf dem Tisch, nnd das Ge-spräch kam unzähligemal auf sie zurück. Sie muß eine bezauberndeSchönheit gewesen sein. Zwischen ihr uud Musset kam es zumBruch, und dieser rächte sich in einem Gedichte Sur irns morts,welches in der Rsvus 6s8 äsux raonclss erschien, nnd ihm schwerverdacht wurde, weil die ganze, vornehme und litterarische Gesell-schaft den Gegenstand errieth. Die Apostrophierte war als eineKokette von Todeskälte hingestellt.

Der Rachel bin ich nie persönlich näher gekommen, obgleich ichsie oft habe spielen sehen. Aber die Gräsin Kalergis und PaulineViardot habe ich in ihren späteren Jahren noch oft in Gesellschaftgesprochen. Die Kalergis, eine geborene Russin, Gräfin Nesselrode,war eine herrliche Blondine, von den liebenswürdigsten Umgangs-formen, leicht, bequem, etwas vernachlässigt in ihrer elegantenToilette, im Bewußtsein ihrer Unwiderstehlichkeit. Heine hat siein seinem Gedicht vomweißen Elephanten" verewigt. Ich sahsie zum erstenmal in einer Matinee, die der Fürst und die FürstinTrubetzkoy zu Ehren des damals eben berühmt gewordenen AntonRubinstein in ihrem Hotel im Faubourg St. Honors gaben.

Es war an einem herrlichen Frühlingstag, und sie erschienin einer hellen Sommertoilette, einen gelblichen großen Strohhut,etwas verschoben uud eingedrückt, auf dem köstlichsten blondenHaar, unter dem ein paar blaue Augen und wahre Rosenwangenherausschimmerten; lachend und schmetternd, ein Urbild der an-gebeteten, üppigen, liebenswürdigen Schönheit. Dann begegneteich ihr noch oft im Atelier meines Freundes Ricard, der eingroßes Porträt von ihr malte, und ganz zuletzt sah ich sieeinmal nach dem großen Krieg in Baden-Baden . Sie hatte sichzum zweiten Male verheiratet, an einen Beamten der oberenrussischen Polizei, Namens Muckanow. Ihre Vermögensverhält-