Fünftes Kapitel.
Die Revolution von 1848 und 1849.
Das allgemeine Urteil.
Man hat das Jahr 1848/49 oft das „tolle" Jahr genannt.Nachäfferei der Franzosen und ihrer Revolution, heißt es dannweiter, luftige Ideale und eine wütende Demagogie hatten dendeutschen Philistern den Kopf verdreht, so daß sie die Säulen derOrdnung umrissen. Aber sie vermochten nichts Vernünftiges, nichtsBleibendes zu schaffen. Ihre Gesetzgeber waren geschwätzige Doktri-näre, geschüftsfremde Professoren: endlos stritten sie über allgemeinePrinzipien, ohne zum Ziele zu kommen. Eine Karikatur jenerTage zeigt ihrer drei, die in Schlafrock und Pantoffeln mit langenPfeifen und mit verbundenen Augen ^um einen Tisch herumsitzen,und darunter steht: drei deutsche Professoren entwerfen den Ent-wurf des Entwurfs ssür die Verfassuug des deutschen Reichsheers.So war das Gespött der Zeit und so ist das Gespött der Nachwelt.
Den Schluß aber denkt sich diese Tradition so. Endlich er-wachten die Regierungen aus ihrer Verblüffung über das unerhörteAuftreten des deutschen Philisters, sie besannen sich, daß gegenDemokraten nur Soldaten helfen und stellten nun die zerstörteOrdnung mit Leichtigkeit wieder her. Die Worthelden der Revo-lution flohen über das Meer oder krochen in das Mauseloch ihresPhilisterdascins zurück. Im einzelnen wird das Bild verschiedenausgeführt und gefärbt, je nachdem ein Reaktionär schreibt, derfroh ist, daß die Wasser sich so verliefen, oder ein Mann des Fort-schritts, der es beklagt, daß so große Hoffnungen verloren gingen.
Diese herkömmliche Auffassung der deutschen Bewegung von
Kaufmann, poltt. Geschichte. 20