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Die deutsche Kunst des 19. Jahrhunderts : ihre Ziele und Thaten / von Cornelius Gurlitt
Entstehung
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II. Die Klassiker.

Vertrauen auf die schöuheitliche Wirkung der Ordnungen desParthenons, noch mit dem vielleicht nicht ganz bewußten Strebensie nach der Seite des höfischeren, hübscheren und das ist jadasselbe zu veredeln.

Es besteht zwischen der Kunst des Langhans und seinesgrößeren Nachfolgers Schinkel ein Unterschied, wie zwischen derCauovas und Thorwaldseus. Vor einem halben Jahrhundert nahmman noch au, beide seien durch ein tiefes Thal getrennt, zwischenihnen laufe die Grenze einer zum Tode müdeu und einer ingrößter Jngendfrische begeisterten Kunst hin, dort, wo es uns heuteoft schwer wird, überhaupt Unterschiede zu erkennen. Wohl lagzwischen beiden eine allen Völkern gemeinsame Lebenserfahrung,die wir heute nur geschichtlich uachempfinden können: Die napo-leonischen Kriege, welche ein jnnges thatkräftigeres, rücksichtsloseres,anstrebendes Geschlecht hervorgebracht hatte. Aber die innere Ge-meinschaft ist außerordentlich viel größer als das Trennende.

Die Kunst des seiner Zeit weithin berühmten BanmeistersFriedrich Wein brenner, der 179197 in Italien studierte, istzweifellos von geringerem Können in zeichnerischer Beziehung ge-wesen. Es geht dies infolge des Mangels an Aufträgen, aneigentlich fachmäßiger Beschäftigung überall stark zurück. EinKünstler, wie Christian Trangott Weinlig ans Dresden , dessenWirken durch seine gedruckten Reiseeindrücke, dnrch seine zahlreichenRadierungen sür die architektonischen Bücher der Zeit, durch seinein der Dresdner Technischen Hochschule bewährten Studienblättersich klar erkenntlich erhielt, der sich dort als ein feinsinniger uudjeder lebenskräftigen Anregung zugänglicher Mann erwies, kamdoch nie dazu, sein Können in einer größeren Bauleistung zu be-thätigen. Ein Anderer, Gottlob Friedrich Thvrmeyer, hatdoch im Ban der Brühlschen Treppe in Dresden einmal seineKunst zeigen können. Besser erging es in Bayern dem NikolausSchedel von Greifenstein, der im Max-Josefthor 1805 inMünchen einen letzten Triumph desZopfstiles " baute, nach Ansichtder Nachlebenden, oder dem Peter von Nobile , der im Wiener Burg-thor ein erustes und kräftiges Werk zustande brachte. WeinbrcnnersArbeiten aber, uamentlich die in Karlsruhe , stellen eine eigentüm-