Achtes Kapitel.
Die Kunst aus Eigenem.
Neben der Pilotyschule lief in München stets eine AnzahlWilde her, die meist den eigentlichen Führern dnrch ihre Selbstän-digkeit unbequem, oft aber auch dnrch ihre Eigenart „interessant"waren. Nach einander hatten dort Marees, Feuerbach, Hildebrand,Böcklin , Thoma, Klinger eine Zeitlang gewirkt, meist ohne daß einersich um den anderen viel gekümmert Hütte. Man war sich unterden Künstlern bewußt worden, daß etwas in ihnen stecke; manfand, einige mit Widerwillen, andere mit freundschaftlicher Sorge,in ihnen einen starken künstlerischen Geist wirksam, eine nachNeuem, Eigenartigem drängende Kraft; aber man sah zugleich,daß diese in Gebiete hinüberleite, wohin zu folgen dem geschmack-vollen Künstler nicht möglich sei. Männer von der Kraft des Lenbach oder Reinhold Begas haben nie aufgehört, allen diesen Künstlernihre volle Bewunderung zu zollen; den Kritikern versagte zumeistdie Aufnahmefähigkeit, sie fühlten sich von den Neuerern abge-stoßen, sie mußten sie mit Zorn oder Hohn behandeln, sie konntensie nicht ernst nehmen.
Fast alle diese Künstler gingen nach Rom , sie gingen dahinum die Einsamkeit zu suchen. Meist schlössen sie sich sogar voneinander ab, deuu sie rangen dort nach einem selbständigen Stil,suchten, angeregt durch die Alten, zu selbständiger Stellung zurNatur sich durchzukämpfen, so selbständig zu werden, wie jene eseinst waren.