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Die deutsche Kunst des 19. Jahrhunderts : ihre Ziele und Thaten / von Cornelius Gurlitt
Entstehung
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sechstes Kapitel.

Die historische Schule.

Heute wissen nur noch wenige recht, washistorisches Genre"ist. Das Kauderwelsch der Ästhetik aufzuklären, schlage ich Brock-haus' Konversationslexikon auf. Es ist der Teil der Historienmalerei,welcher das Hauptgewicht auf die Darstellung ^des Kulturgeschicht-lichen (Kostüm, Architektonisches, Kunstgewerbliches) legt und imGegensatz zur älteren rein idealistisch gestalteten Darstellnngsweiseein mehr wissenschaftliches und daneben ein mehr koloristisches Ge-präge hat. Es ist diese Kunstart also kurzweg der Abfall von demZielen der deutschen Kunst zur Wirklichkeitsmalerei. Ju Deutsch-land kann man fast das Jahr feststellen, in dem der Siegden Streit zwischen diesen beiden Kunstarten entschied, der Sieg,den die beiden Antwerpener Meister Gallait und de Bid-fve mitihren Bildern Die Abdankung Karls V. und Das Kompromißdes niederländischen Adels, über Cornelius' Christus in der Vor-hölle 1842 in Berlin erfochten; ein Sieg einer Kunstrichtung überdie andere mehr als ein solcher der Kunst über die Ästhetik. Dennbeiderseits wareu die Bilder uicht ebeu die besten Vertreter ihrerSchule und die Nachwelt wird wohl schwerlich die ganz unselbst-ständige, völlig entlehnte Knnst der Belgier über die knorrige Eigen-art des Cornelius stellen wollen. Aber die Berliner, und, bei dergroßen Rundreise der belgischem Bilder durch die deutschen Städte,alle Kunstfreunde waren sichtlich froh, der ästhetischen Bevormundungsrei zu werden, Dinge, die ihnen wirklich gefielen, vor denen siewirklich empfanden, nun laut für schön erklären zu können, und