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Die deutsche Kunst des 19. Jahrhunderts : ihre Ziele und Thaten / von Cornelius Gurlitt
Entstehung
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Drittes Kapitel.

Die alten Schulen.

Lange Zeit galt der Satz, nur in Sachsen könne ein Mannvon Geschmack leben, galt Dresden als die hohe Schule der Kunst.

Man hat die Dresdener Kunst höfisch genannt. Sie war esaber keineswegs im schlimmen Sinne. Wohl war der Hof einerder Hauptbesteller, war der durch ihu vertretene Staat bei Be-rufungen und Anstellungen allein maßgebend. Aber das Volknahm lebhasten Anteil und die Künstler lebten in ihm, es gelangihnen, die Frcmdländerei fast ganz zu überwinden, mehr als ananderen Höfen. Wohl waren Franzosen und Jtalieuer am Hofegern beschäftigte und hochgeschätzte Meister, ihnen gegenüber standaber ein deutsches Geschlecht, welches keineswegs sich bedrängt undzurückgesetzt fühlte. Die sächsischen Fürsten , namentlich August derStarke, standen dem Volksleben noch viel zu nahe trotz ihremnebenbei bemerkt jammervollen Französisch, das sie als Leute vonVornehmheit sprachen, als daß eine wirkliche Kluft zwischen Hofund Bürgerschaft hätte entstehen können.

So in der Baukunst. Seit PöPPelmann den Zwinger gebauthatte in einem Barock, das so deutsch ist, daß es iu jedem anderenLande alsbald als fremdartig auffiele, hatten zwei Künstler,die in Paris ihre Studien gemacht hatten, den Umschwung zustrengeren Formen gebracht, Bodt und Longuelune . Sie gingen denallgemeinen Weg der Entwickelung, die aus vornehme Einsachhcitwies. Ihr Schaffen entfernte sich mehr und mehr von dem, wasin Paris geleistet wurde; die Baukunst befestigte sich schulmäßig