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Die deutsche Kunst des 19. Jahrhunderts : ihre Ziele und Thaten / von Cornelius Gurlitt
Entstehung
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siebentes Kapitel.Das Streben nach Wahrheit.

Mit dem Jahre 1887 etwa beginnt in der Kritik die Absagegegen die alte Kunst, treten junge Kräste hervor, die immerstürmischer dem Neuen zudrängen. Hermann Helferich war dererste: er kam aus einer sicheren Kenntnis des GesamtschaffensEuropas . Als seine Ideale fordert er am Schluß seines Druck-hestes Neue Knnst die moderne Seele in neuen Bildern; Zeitgefühlsoll in ihnen sein, mag anch nicht Frack und neueste Mode desBildes Inhalt sein. Zeitgefühl findet er in Böcklin . Mit seinenFabelwesen, mit den Gestalten seiner Einbildungskrast komme eruns merkwürdig uahe; wir fühlen uns ja mit allem in der Naturverwandt und alles in ihr belebt sich uns; denn frisch und neu-gestaltet geht es vor unseren gestärkten Augen auf.

Das moderne Knnstideal soll modern, kunstvoll und ideal sein:modern, das heißt nicht nachempfunden, nicht mit den vergilbtenBuchstaben alter Meister geschrieben; kunstvoll, nicht in der Art desCornelius, der nicht malen konnte, während es doch der Ton sei,der die Musik mache; ideal darum sorgt Helferich sich nicht, dennIdealität werde nicht gemacht, sie sei eine Folge des Könnens. Siehtein Temperament die Natur an, ist dem Betrachtenden eine Persön-lichkeit eigen, dann bleibt ein Überschuß in seinem Werk, der nichtNatur ist; und dieser kommt der Idealität zu gute.

Das ist die Lehre Zolas: Iia vs-turs vus au travsrs ä'uo,tsiuxörÄMsnt. Darum war für Helferich damals auch die Schulevou Fontainebleau der vollendetste Ausdruck der Kunst, ihr Sieg in

Gurlitt, IS. Jahrh. 32