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III. Die alten Schulen.
unter ihnen in ihren eigenen Grundsätzen. Ein Baumeister, wieder vom Hofe Augusts III. zumeist beschäftigte Knöfel, nicht ebeneine starke Natur, ist doch innerhalb der Zeitkunst eine selbständigeErscheinung, sein Stil durchaus örtlich. Aus seiner Schule, wiesie an der neuen Akademie gelehrt wnrde, ging eine Anzahl tüch-tiger Männer hervor, die auch als Theoretiker die in der Schnleheimische Sehnsucht nach dem Einfachen, Großen, Schlichtenmehr und mehr zu verwirkliche!? suchte. Keiner mit mehr Erfolgals Friedrich August Krubsacius .
Er war Longnelunes Schüler uud verdankte ihm die Lehrevon der „edlen Einfachheit". Er fühlte sich somit in vollem Gegen-satz zum alten Barock und trat schon zn einer Zeit für sie ein,da ähnliche Bestrebungen auch iu Paris uoch wenig Beifall fanden.Er huldigt deu alten Lehrmeistern der Baukunst, Vitrnv und Palladio,hält die Natur für die beste Lehrerin auch der Baukunst und findetdiese in den Säulenordnuugen der Griechen. Der mächtige Riß,der zwischen Natur und Ordnung klafft, wird nach alter Weisemit einigen Redensarten überkleistert. Er erkennt, daß in deinFrankreich Ludwigs XIV. die große Kunst ihre Heimat gehabthabe, daß sie aber durch Ausschweifungen verderbt worden sei.Natur, Ordnung, Ebenmaß, gesunde Vernunft sollen die Fehlerdes Rokoko ausmerzeu, man soll die Verzierungen beschränken, indemman sie stilgemäßer, bedeutuugsreicher gestalte, man solle znr vollenSymmetrie zurückkehren, nichts anbringen, was nicht der Natur uudder Sache völlig angemessen sei.
Während gleichzeitig noch in Dresden starke barocke Neigungendie eigentlich städtischeil Meister beherrschten, war ^in Krubsacius das Programm des Klassizismus befestigt. Es kam hier zumKampf mit der schlichten Zielstrebigkeit, die der alten Kunst eigenwar. Die Kreuzkirche in Dresden wurde zum Zankapfel. Hier derRatszimmermeister I. G. Schmidt, der eine protestantische Kirche baueuwollte; dort die Kritik des Krubsacius und seiner Schnle, die architek-tonische Grundsätze durchzuführen beabsichtigten. Hier der nichtausgesprochene, weil selbstverständliche Gedanke, daß ein guter Bauvor allem seinen besonderen Zweck erfüllen müsse, um schön seinzu können; hier volle Klarheit über das Formale der Schönheit