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II. Die Klassiker,
an fünf Seiten mit Kalk bestreicht. Man thut aas praktischenGründen gut, auch die sechste Seite nachträglich mit diesem Stoffzu überziehen. Man thut auch aus künstlerischen Gründen gut,weil man eben dadurch an Stelle der vielen Steine und lästigenFugen eine Fläche bekommt, wie ja auch die Griechen ihre Marmor-blocke auseinauderschliffeu, damit Säulen und Wände als ein Ganzeserscheinen möchten. Nun aber gilt es den Putz als Überzug, alsVerkleidung zu keuuzeichneu, wie es meisterhast und mit der Wahr-heitsliebe, welche die von Grübelei freie natürliche Verständig-keit hervorbringt, das deutsche Rokoko gethan hatte, indem es dieFlächen dnrch Nmrahmuugen, durch Relief, durch Malerei gliederte.Schinkel baute ein Palais am Wilhelmsplatz in Berlin um. Esblieb Putzbau. Wie klug und geschickt hatte der Rokokomeister diesenkünstlerisch verwertet, wie uuwahr wurde er durch Schiukels deuQuaderbau nachahmende Auorduuugeu. Der Rückschritt gegen das18. Jahrhundert im einfach Verständigen in der Knnst ist schwer-lich irgendwo auffälliger.
Die Berliner Schule war ftolz auf ihr finngemäßes Schaffen.Es beruhte dies auf Schiukels Vorbild und auf Bottichers Lehre,die dieser seit 1843 in seiner Tektonik der Helleueu niederlegte.Beide Künstler haben nur einmal über die Philosophie der Kunstmiteinander gesprochen. Aber Gedanken brauchen nicht durch dasWort mitgeteilt zu werden, sie liegeu in der Lnst. Wenn Schinkelin seinen wider Bvtticher schwerlich bekannten Auszeichnungen, wievorhin entwickelt, zu der Ansicht kam, daß die Architektur in un-mittelbarer Anschauung der Idee entstanden sei, so ist Bvtticherder Aussührer dieses Gedankens geworden.
Wen die geschraubt philosophische Ausdrucksweise Vöttichers,seine Borliebe für zum Teil selbst gebildete Fremdwörter und fürarchäologischen Ballast abstößt, sein Buch selbst zu lesen, dem seiK. Streiters meisterhafte Kritik von dessen Inhalt empfohlen. Ihrfolge ich auch hier.
Böttichers Ziel war die von den Griechen in die Form ge-legten Grundsätze aufzuklären. Er ging dabei von der Voraus-setzung aus, daß der griechische Tempelbau eine reine Erfindunghellenischeu Geistes, von vornherein für Steiu erdacht sei, und daß