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1 i achdem das XIX. Jahrhundert fast nurdie Gestalt der tragischen oder ver-einzelt aufragenden Persönlichkeit heraus-stellte, insofern es nicht überhaupt die Be-deutung des großen Menschen im Ablaufder Geschichte bestritt, beginnen wir heutewieder mit neuem Verstehen den für einVolk oder eine Gemeinschaft stellvertreten-den typischen Erscheinungen uns zuzu-wenden. Der jungen Generation ist es nichtmehr wichtig, die Phantasie an abenteuer-lichen Schicksalen und maßlosem Planen zuerhitzen: sie will für die Bewältigung derrealen menschlichen und staatlichen Auf-gaben, die ihrer harren, Vorbilder. Wennwir in der Darstellung Francesco Barbarosdurch den jungen Gelehrten Percy Gothein ein streng wissenschaftliches und für dieForschung der Frührenaissance durch eineReihe ganz neuer Funde höchst bedeutsamesBuch vorlegen, so glauben wir damit allenAnforderungen einer kritisch-historischenMethode, wie gleichermaßen dem aktuellenVerlangen der Stunde Genüge zu tun. Fran-cesco Barbaro erfährt hier zum ersten Mal inunserer Zeit die ihm zukommende, um-fassende Würdigung in seiner staatsmänni-schen Tätigkeit, wie in seiner hohen mensch-lichen Haltung als venezianischer Edelmannund Humanist. Die noch immer verbreitetenverallgemeinernden Auffassungen vom bin-dungslosen «Renaissancemenschen» oderliteratenhaften Altertumsbegeisterten wer-den gründlich berichtigt werden müssenangesichts dieser zuchtvöllen und elastischtatfrohen Erscheinung, die aufs schönste denGeist Venedigs und seines Zeitalters unsnahebringt.
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