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Francesco Barbaro : Früh-Humanismus und Staatskunst in Venedig / Percy Gothein
Entstehung
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253
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KAPITEL VIII

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ALTERSWEISHEIT

Filippo Maria Visconti Francesco Sforza Cosimo de'Medici Ermolao DonatoLeonardo und Lorenzo Giustiniani Zacharias Trevisano der Jüngere LodovicoFoscarini Kardinal Scarampo Eugen iv. Nicolaus v.

DIE JAHRE IN BRESCIA BEDEUTEN IM LEBEN BARBAROSden Höhepunkt. Die 13 folgenden, die ihm danach noch zu leben blieben,sind äußerlich weniger bewegt, zeigen aber eine noch stärkere geistigeDurchdringung der politischen Verhältnisse um ihn her, über die er seineAnsichten in Briefen niederlegt. Die meisten seiner Mit- und Gegenspielerhaben wir bereits handelnd gesehen. An erster Stelle steht sein Erzfeind,der Herzog von Mailand, Filippo Maria Visconti . Seit Ausbruch desersten Mailänder Krieges bis zum Tode des Herzogs 1447 beschäftigtsich Barbaro immer wieder mit diesem Gegner. Er haßt ihn glühend, aberer verkleinert ihn niemals, weil der Haß sein Auge nicht blind macht; seinGerechtigkeitsgefühl ist so stark, daß er unverhohlen den Wert des Fein-des anerkennt. Schon 1426 hörten wir aus einem Briefe an Lorenzo de'Me-dici von der Abneigung Barbaros gegen Charakter und Politik des Her-zogs : «Dieses Bündnis (zwischen Venedig und Florenz ) ... wird jenenMenschen, der aus allzu großer Herrschsucht Italien seinem Befehleunterwerfen möchte, zwingen, einen Frieden anzunehmen, der für ihnmehr notwendig als ehrenvoll ist. Ich weiß, ohne Gold und Eisenkann man diese Schlange nicht niederwerfen oder abwehren, doch habeich das Vertrauen, daß alle Guten, die des lateinischen und römischenNamens würdig sind, soviel Seelengröße besitzen, daß ihnen in Zu-kunft nichts wichtiger und teurer ist als das Heil und die Freiheit.. MIn diesen Worten sind schon die großen Gegensätze ausgedrückt. Aufder einen Seite der Herzog, der durch Ränke und Übermacht Italien unter-jochen will wie unbeliebt die mailändische Herrschaft war, haben wiran Brescia gesehen auf der andern Seite das Selbstbewußtsein, dieromana dignitas der vereinigten Venezianer und Florentiner. In der kurzen