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Francesco Barbaro : Früh-Humanismus und Staatskunst in Venedig / Percy Gothein
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VII DIE BELAGERUNG VON BRESCIA

gemüht, und ich habe nie geglaubt, daß ich mein eigenes Leben schonenmüßte, bevor ihr gerettet wart 119 .» Auch wenn er wieder im Purpur-gewande im Senate in Venedig sitze, werde er Brescia nicht vergessen,und er wolle auch fürderhin der Stadt beweisen, daß sie die Ehren-zeichen dem rechten Manne verliehen hätten.

Filippo da Rimini, der später Barbaros Grabrede hielt, weiß als be-sonderes Zeichen der stolzen Bescheidenheit Barbaros zu rühmen, daßer beim Scheiden aus der Stadt darauf verzichtete, irgendeine Inschriftoder ein Erinnerungszeichen an seine Taten in Brescia zu hinterlassen,was andere bei viel geringeren Verdiensten nicht versäumt hätten 120 .Dann brach er auf; die Volksmenge wälzte sich durch die Stadttore undwollte ihn im Jubel bis nach Venedig begleiten, aber da Barbaro dasUnschickliche spürte, wenn sie in hellen Haufen den weiten Weg mit-liefen, so überredete er sie nach einigen Meilen, als sie ihrer über-schäumenden Freude Genüge getan hatten, gütlich zur Rückkehr undtrat nur mit einem Ehrengeleite von 100 Edelleuten vor den Senat inVenedig. Der treue Pietro Avvogadro hielt die Rede, die Barbaros Ver-dienste um den Staat feierte, und der Doge umarmte den Helden unterTränen. Die hundert Begleiter erhielten für sich und ihre NachkommenSteuerfreiheit, während der Brescianer Bürgerschaft die schon in Aussichtgestellten Privilegien bestätigt wurden, daß hinfort die Einkünfte ausihren Mühlen in Höhe von 20 000 Dukaten ihnen selber zufallen sollten.Die Feinde verbreiteten indes allerorten, daß sie nur durch die Stand-haftigkeit Francesco Barbaros den schweren Krieg verloren hätten 121 .