KAPITEL II
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BILDUNGSMÄCHTE
DREI BILDUNGSMÄCHTE SCHMIEDEN DEN CHARAKTERdes Francesco Barbaro . Sie treten ihm in drei Freunden verkörpert ent-gegen und üben nachhaltigen Einfluß auf ihn aus. Zwei von ihnen prägenseine Jugend, der dritte tritt erst zu ihm beim Beginne seines Mannes-alters. Als Vertreter des Humanismus Guarino Veronese , in geringeremMaße Gasparino Barzizza , dann Zacharias Trevisano, der venezianischeStatthalter, der ihm die Standesüberüeferung venezianischer Lebens r undStaatspflege übermittelt, und schließlich der heiüge Bernhardin von Siena, der Francescos Frömmigkeit vertieft. Es hegt im Wesen der Zeit und desMenschen, den wir betrachten, daß wir weniger einen Lebenslauf alsLebensabschnitte bei ihm wahrnehmen können; deshalb zeigen wir ihnnicht als einen unmerklich von Tag zu Tag werdenden, sondern haltenmit ihm an den Ausblicken seines Lebens, um das Erreichte zu über-schauen; zuerst wurde er in seiner Lebensform bewirkt, und kaum istdas geschehen, so sehen wir ihn schon auf andere wirken.Über die juristische Studienzeit Barbaros wußte man lange Zeit nichts,erst neuerdings sind vereinzelte Nachrichten darüber aufgetaucht. Für dieLaufbahn eines venezianischen Statthalters wurde eine juristische Vorbil-dung gefordert. Da dies aber das allezeit Übliche war, sind wir des näherenüber diese Studien nicht unterrichtet. Erwähnung finden nur die neuenhumanistischen Studien, denen er sich unterzog. In dem langen Guarino-brief aus Konstantinopel von Mitte Juni 1408 ist schon die bevorstehendeÜbersiedlung Francescos nach Padua angedeutet. Am 13. Juli hebt er,augenscheinlich um sich die Mittel dazu zu verschaffen, die schonerwähnte Restsumme des väterlichen Erbgutes ab.
In den Promotionsakten 1 der Universität taucht Francesco am 9. Juni 1410 auf 2 ; er hatsich damals, zwei Jahre vor dem Rigorosum des Doktorexamens, den Grad desMagisters errungen. In diesem Verzeichnis über die Doktorprüfungen, die in Padua