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II BILDUNGSMÄCHTE
stattfanden, sind auch stets die Gäste erwähnt, die den Prüfungen beiwohnten. Imganzen hat Francesco Barbaro , abgesehen von seinem eigenen Examen, an neun solchermit Festlichkeiten verbundenen Promotionen teilgenommen, z. B. 1442 an der Feierdes Examens des jüngeren Zacharias Trevisano 3 . Von seiner Studienzeit an bis in seinAlter kehrt er immer wieder zur Alma mater zurück, wenn einer der ihm Nahestehendendie Laurea dort erwirbt. Nicht unwesentlich besonders für die Studienzeit ist, daßaußer den genauen Daten auch der jeweilige Grad angegeben ist, den Francesco zudieser Frist innehatte, und da die Nachrichten aus jener Zeit sonst spärlich fließen,sind wir erfreut zu wissen, wer außer ihm sonst noch an diesen Promotionen zugegenwar. Der Doktorand, seine Examinatoren und als Gäste einige geistliche Würden-träger, die nur hier erscheinen, mögen ungenannt bleiben, da sie im Leben Barbarossonst nicht vorkommen. Nur der Schluß der Eintragung ist beachtenswert. Anwesendwaren außerdem doctor dominus de Zabarellis, drei Magister aus venezianischenNobilifamilien, ein Giustiniani, ein Contarini und magister Franciscus Barbaro «deVenetiis scolare». Hier also läßt sich feststellen, daß Francesco in Gesellschaft desberühmtesten Lehrers der damaligen Universität, des Kanonisten Francesco Zabarella ,war, der später als Kardinal eine weltgeschichtliche Rolle gespielt hat. Zabarella warschon unter der Herrschaft der Carrara um die Wende des Jahrhunderts Professor deskanonischen Rechts in Padua gewesen. Als dann 1405 nach dem Sturz der CarraraPadua für die Dauer venezianisch wurde, sandte man unter Zabarellas Führung einefeierliche Gesandtschaft an den Senat, und es wurde Sitte, am Jahrestage der Ein-nahme der Stadt, dem 19. November, alljährlich eine Festprozession zu veranstalten,an der auch Francesco Barbaro während seiner Studienjahre satzungsgemäß teil-nehmen mußte; die Statuten besagen, daß an diesem Tage in der Kathedrale eineMissa solemnis gesungen werden solle. Die daran anschließende Prozession ist aber sozusammengesetzt: an der Spitze der Bischof mit dem ganzen Domklerus, gefolgt vomvenezianischen Podestä mit seinen Soldaten, ferner von den Doktoren und Scholarender Universität, und hinterdrein die gesamte Bürgerschaft der Stadt. Der Weg durchdie Straßen und über die Plätze Paduas , die die Prozession einzuschlagen hat, istgenau vorgesehen 4 .
Nicht minder lebendig als der eine humanistische Lehrer Barbaros,Guarino, tritt uns im Briefwechsel jener frühen Jahre der andre Lehrerentgegen, dem er seine lateinische Ausbildung zu verdanken hatte:Gasparino Barzizza 5 . Auch er tritt freundschaftlich mit dem Hause Bar-baro in Verbindung, wie schon kurz erwähnt wurde. Barzizzas Aufent-halt in der Ca Barbaro erstreckt sich auf einige Monate nach seiner Abreiseaus Pavia , wo er zuvor gelehrt hatte. Er las mit den Brüdern Barbaro undvielleicht noch vor anderen Geladenen Martial 6 ; Francesco zählte damals16 Jahre. Barzizza schrieb seinen ersten (bis heute noch ungedruckten)Brief an Francesco, als dieser seit einem halben Jahre begonnen hatte in