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Padua zu studieren 7 . Barzizza beschreibt launig, wie er einen Brief vonFrancesco empfangen habe, als er frühmorgens oder vielmehr, wie ergesteht, spätmorgens noch im Bett lag, augenscheinlich in der gastlichenCa Barbaro. In dieser bequemen Lage liest er ihn eifrig, und sein Behagenwächst, so daß er nicht weiß, wie oft er Francescos Brief immer wiederdurchlesen soll. Als er sich später zur Antwort niedersetzt, nimmt er ihnwieder vor und wird auch in Zukunft ganz unzertrennlich von ihm sein,so gut gefällt er ihm. «So herzerfreuend, so süß, so lieb ist das Lesen undso hocherwünscht ist das Denken an dich. Drinnen [im Brief] ist diegrößte Feinheit des Sagens und völlige Urbanität, ein Ernst, der das Alter,eine Anmut, die die Jugend übertrifft 8 .»
Es sind verwandte Laute in diesem frühen Brief Barzizzas und im erstenGuarinos. Man mag die ganze Briefsammlung Barbaros und seinerFreunde, fast 800 an Zahl, durchblättern, man wird nie mehr diesen eigen-tümlichen Klang vernehmen. Aus den vielen späteren Briefen ersehen wirzwar, wie Francesco Freund und Feind zu Begeisterung entfachte, aberin solcher Weise bezaubernd zu wirken, war das Vorrecht seiner Jugend.Er bringt die Charaktere, die er durch seine Freundschaft beglückt, erstzum Leuchten und Klingen. Guarinos Stimme schwang durch ihn bald imzärtlichen, bald im erhabnen Tone; auch Barzizza ist ganz Bewunderung,doch bringt e r seine Huldigung in weinfreudiger Stimmung dar, denndie studentische Empfindungswelt mit ihrer burschikosen Ausdrucks-weise hegt ihm näher.
Als Anlaß seiner Freude nennt Barzizza: «Darüber kann ich nicht andersals hochbeglückt sein, mein liebster Francesco, und zwar freue ich michrecht aufrichtig, daß der mit höchster Liebe an mir hängt, jeden Tag, jedeStunde, jeden Augenblick besser und gelehrter wird.» Er sei im Irrtum,ruft der Lehrer überschwenglich aus, wenn er daran gedacht habe, ihnvollkommener zu machen, da er schon die Vollkommenheit selbst sei.Francesco habe doch oft genug von ihm hören können, wie er das Lügenhasse, ganz besonders aber gegenüber Freunden, die er so schätze wie ihn,... also sei dies keine schmeichlerische Unwahrheit. Trotzdem läßt er esals Lehrer nicht an Ermahnungen gegenüber dem jungen Studentenfehlen. Da uns Barzizza die einzige Quelle ist, aus der wir nähere Nach-richten über die Art von Francescos Studien schöpfen können, sind uns