Lehr- und wanderjahre?)
An manchen Orten — ich weiß es allerdings sicher nur von Basel — besteht die Sitte, daß bei Lcichenseierlichkeiten ein kurzer, von dein Verstorbenen selbst verfaßter Lebcnslanf verlesen wird. Zn diesem Zwecke schreibe ich diese Zeilen allerdings nicht nieder. Wohl aber wünsche ich, daß sie nach meinem Tode an der Spitze eines Heftes des von mir ins Leben gerufenen „Zentralblattes für Bibliothekswesen" als ein authentischer Lebensbericht, den doch niemand so gut als ich selbst wird schreiben können, znm Abdruck kommen mögen. Ich habe wohl in früheren Jahren, von manchen dazn aufgefordert, daran gedacht, eine ausführlichere Selbstbiographie zn schreiben, als diese Blätter bieten werden. Nicht als ob ich geglaubt hätte, daß mein Lebcnslanf, so Wechselreich er auch in seiner ersten Hälfte gewesen sein mag, einer besonderen Darstellung wert wäre und viele Menschen interessieren könnte! Nein, ich hatte mir diese Erzählung wesentlich als eine treue Schilderung von Land und Leuten, unter denen ich aufgewachsen und mit denen ich gelebt hatte, gedacht, und bildete mir ein, sie könne dadurch einmal ein gewisses geschichtliches Interesse beanspruchen. Denn bei dem Absterben so vieler Zustände, welches ich in meinem engeren Heimatlandc erlebt habe, bei der Kenntnis dieser schon jetzt zum guten Teil stark veränderten Lebensbedingungen eines Volksstammes im Herzen Deutschlands und bei meinem nicht ganz gemeinen Wissen über zahlreiche Personen und Vorgänge, namentlich Knrhessens im 19. Jahrhundert, er-
1) Als Manuskript gedruckt.
Hartwiq, Aus dem Leben.
1