3. An der Universitätsbibliothek zu Marburg .
1867—1876?)
I.
Als ich nach Pfingsten 1867 meine Stelle als Sekretar der Universitätsbibliothek in Marburg — nach hessischem Staatsrecht für ein Jahr provisorisch bestellt — antrat, befand sich die ganze Universität in einen: Umbildungsprozeß begriffen. War sie doch aus einer Landesuniversität des Kurstaats Hessen in die Neunzahl der Hochschulen des Königreichs Preußen eingereiht worden, — und innere und äußere Veränderungen waren an ihr schon eingetreten, andere größere standen ihr noch bevor.
Die erste Protestantische Universität Deutschlands , von dem hervorragendsten hessischen Landgrafen Philipp dem Großmütigen begründet, hat niemals einen maßgebenden Einfluß auf die Entwicklung des deutschen Geisteslebens ausgeübt. Sie hat wohl ausgezeichnete Gelehrte und hervorragende Lehrer zahlreich unter ihren Professoren besessen, dieselben aber, wie schon Treitschke bemerkt hat, nicht festzuhalten verstanden. Das Landgrafentum Hessen-Kassel, das noch dazu in der lutherischen Duodezunivcrsität Rinteln eine zweite Hochschule besaß, war nicht bevölkert und reich genug, die von ihrer Entstehung air nicht besonders gut dotierte Universität mit Lehrern und Studiosen zu füllen. Das besserte sich auch nicht viel, als Marburg — nur durch den Einfluß Johannes von Müllers in der westfälischen Zeit vor der
1) Angefangen an: 24. Januar 1901.
Hartwig, Aus dcm Lcbcu.
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