Print 
Die Schicksale des lateinischen Münzbundes : ein Beitrag zur Währungspolitik / von Ludwig Bamberger
Place and Date of Creation
Page
4
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image
avaibable widths
 

4

Engländer, Franzosen, Italiener und Holländer leben noch, beute des Glaubens, es seien die Anhänger der Goldwährung selbst, welche Deutschland dies Ohnmachtszeugnils ausgestellt hätten, dieweil es doch nur die geheimen Zettelungen der Gegner waren, welche, dem nachdrücklichst erhobenen Protest zum Trotz, diesen falschen Schritt herbeizuführen gewufst hatten, hauptsächlich, indem sie mit der Behauptung grofs thaten, die Einstellung der Verkäufe werde aas Silber auf den alten hohen Preis ganz oder doch theilweise zurückbringen.*)

Nachdem so Deutschland die Unmöglichkeit des Ueber- gangs zur Goldwährung selbst für ein einzelnes grofses Land bezeugt zu haben schien, konnte man denken, die ganze Welt sei in dieser Sache einer Meinung. Daher bereiteten sich auch die Anhänger des Silbers auf eine grandiose thatsächiiche Verwirklichung ihrer Ansichten vor, und nichts konnte dazu besser gelegen kommen als eine groJ'se Conferenz, die nach Paris auf das Frühjahr 1881 ausgeschrieben war, um unter Zuziehung aller Europäischen Staaten und Nordamerikas das Werk jenes bimetallistichen Vertrags zwischen allen diesen Mächten und damit das oft verkündete Heil der Rehabilitation des weil'sen Metalls zum glorreichen Ende zu führen.

Blickt man auf die vorangegangene Schilderung der Stim­mung und Lage in der gesammten Culturwelt zurück, so mufs man sagen, dafs alle Zeichen ein sicheres Gelingen voraus­verkündet hatten. In den Cabinetten wie in den Parlamenten verfügte man über grofse Mehrheiten, und selbst die Staaten,

*) leb habe in einer früheren SchriftDie Verschleppung der deutschen Münzreform" (Köln 1882) nachgewiesen, wie unbegründet die Aussage des Reichsbankpräsidenten gewesen, dafs Silber unverkäuflich geworden und wie der Verlauf der Zeit den Stab über diese falsche Behauptung gebrochen hat. Mit einem nicht in Wirklichkeit sondern nur dem äufseren Anschein nach gebrachten Geldopfer, nicht höher als es der Zollanschlufs der Hansestädte gekostet, hätte Deutschland bis auf verschwindend unbedeutende Reste sein Silber in den Jahren von 1879 bis heute verkaufen können. Uebrigens würde sich H. von Dechend Unrecht thun, wenn er sich rühmte, diesen Fehler aus eigener Initiative begangen zu haben. Er lieh nur, wenn auch ohne Widerstre­hen, seine Mitwirkung denen, die den Ueberfall in der Stille vorbereitet hatten.