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Die Schicksale des lateinischen Münzbundes : ein Beitrag zur Währungspolitik / von Ludwig Bamberger
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IV.

Die Verantwortlichkeit des prägenden Staates.

Die Ansprüche der französischen Liquidationsclausel, wie beinahe alle Streitigkeiten über das Wesen des Geldes und über die richtige Anwendung der aus demselben sich ergeben­den Folgerungen, führen auf den untersten Grundsatz der freien Prägung zurück. Dafs derselbe unanfechtbar sei, wird glücklicher Weise von den Anhängern der beiden entgegen­gesetzten Richtungen im Währungsstreit gleichmäfsig an­erkannt. Nur etliche agrarische Staatssozialisten deren Be­hauptungen allerdings leider jetzt einen mächtigen Einflui's auf die Geschicke Deutschlands ausüben meinen, diesen Grundsatz leugnen und die Höhe und Art der Geldausgabe in das Belieben einer Regierung stellen zu sollen. Wir dürfen für unsre Untersuchung demnach die freie Prägung als un­bestritten richtige Voraussetzung jedes Münzgesetzes zu Grunde legen. Wir dürfen es umsomehr, als in den Staaten der latei­nischen Union, auf deren Boden die Controverse zunächst aus­getragen wird, das Princip unangezweifelt in Kraft steht, denn in Belgien , Frankreich und Italien ist dies gesetzlich ver­kündet, und wenn dasselbe wörtlich in der Schweiz nur für das Gold gilt, so hat sie doch der Sache nach denselben Grundsatz sanctionirt und in die Praxis übersetzt, indem sie den Münzen der andren, das freie Prägungsrecht ausübenden Frankeuländer das Bürgerrecht ertheilt, ihre eigenen Umlaufs- mittel also unter den Einflufs jener andren Gesetzgebungen gestellt hat.