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Die Schicksale des lateinischen Münzbundes : ein Beitrag zur Währungspolitik / von Ludwig Bamberger
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welche, wie England und Deutschland , sich dem grofsen Bunde nicht vou vornherein anschliefsen mochten, hatten den heil'sen Wunsch und ein greifbares Interesse, ihn zwischen den übrigen zu Stande kommen zu lassen, thaten auch das Mög­liche, ihnen das Werk zu erleichtern. Das Deutsche Reich, welches sich noch von dem auf Amerikas Antrag berufenen Congrefs von 1878 fern gehalten, entscMofs sich, den späteren zu beschicken; England liel's sich nicht nur im eigenen Namen, sondern auch durch eine besondere Delegation seines an der Sache so ernstlich betheiligten indischen Reiches vertreten; 16 Staaten im Ganzen waren bei der feierlichen Eröffnung zu Paris am 19. April versammelt, wo der Erfinder des Aus­druckesBimetallismus", der begeisterte Evangelist des Quinze et demi universel, d. h. der Uebertragung der französischen Währungsverhältnisse auf die ganze gesittete Welt, im Namen der französischen Republik das Wort führte und Dana Horton, der eifrigste und fleifsigste der nordamerikanischenSilverites", ihm Namens der Vereinigten Staaten zur Seite stand. Auch fehlte es nicht an Verkündigung grofser bevorstehender Thaten, noch weniger an grofsen Worten.

Trotz alledem nahm die Sache ein klägliches Ende, wie alle vorangegangenen und alle späteren Versuche. Es ist hier nicht der Ort, den Verlauf der Conferenzen zu schildern, über welche zur Zeit eine Reihe von Publikationen Bericht gegeben haben. Schon die oben erwähnte frühere Conferenz von 1878, welche auch England bereits beschickt hatte, war nach langen, verworrenen Debatten zu einer hohlen Erklärung ihrer plato­nischen Liebe zum Silber gekommen, ohne den kleinsten prak­tischen Beschluis zu Staude zu bringen. Die noch vollstän­diger beschickte und hoffnungsvoll eröffnete Conferenz von 1881 wand sich fünf Monate lang von Verlegenheit zu Ver­legenheit, von Vertagung zu Vertagung durch, bis sie schliei's- lich ohne Datum vertagt in den Sand verlief. Diese ewigen Hinausschiebungen sind das charakteristische Symptom rath- und hilfloser Zustände. Immer wird betheuert, dafs etwas geschehen müsse, und wenn man von Neuem zusammenkommt,