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Die Schicksale des lateinischen Münzbundes : ein Beitrag zur Währungspolitik / von Ludwig Bamberger
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der Ausführung sogar im Stande, mehr Gold zu liefern, als ihnen auferlegt war; in einer zusätzlich abgeschlossenen Ueber- einkunft übernahmen die Bankiers statt 444 Millionen 491 in Gold zu zahlen.*) Ende des Monats Januar 1883, nach etwas mehr als Jahresfrist, war der Betrag der Anleihe vollständig abgeliefert.

Noch ehe man dieses Erfolges sicher gewesen, hatte sich von den verschiedensten Seiten der Gedanke einge­stellt, dafs man, wenn doch einmal die Gesundung des Geldwesens erzielt werden sollte, auch nicht auf halbem Wege stehen bleiben dürfe, den Uebergang zur definitiven einfachen Goldwährung und damit die Loslösung aus den Banden der bimetallistischen Union ins Auge fassen müsse. Demgemäfs hatte man nebst der Vorschrift, welche die Beschaffung der Baarmittel zu mehr als zwei Drittheilen in Gold bedang, noch andere auf Verstärkung dieser Vorräthe hinzielende Be­stimmungen mit dem Gesetzentwurf in Verbindung gebracht. Man war sogar so weit gegangen, in dem Gesetzentwurf selbst einen Artikel (12) einzufügen, des Inhaltes, dafs vom Tage der Einlösung des Papiers in Metallgeld an die Zölle aus- schliefslich in Gold zu entrichten seien. Aber darauf hin­gewiesen, dafs dies ein förmlicher Einbruch in die Grund­bestimmungen des lateinischen Bundes sei, liefs man diese Vorschrift wieder fallen. Mul'ste man hierin, wollend oder nicht, sich dem Gesetz des Vertrags beugen, so nahm man um so weniger Anstand, zu zeigen, dafs man, einmal des A r ertrags ledig, mit dessen Ueberlieferungen brechen wolle,

*) Merkwürdiger Weise hatten sich zeitweise die Wechselkurse so ge­staltet, dal's es hilliger zu stehen kam, Gold von London als Fünffranken- stücke aus Marseille zu schicken. Während Goldstücke aus aller Herren Ländern zur Abzahlung dieses Contracts dienten, lieferte deutsche Reichs­münze nur das unbedeutende Contingent von 5 Millionen, Frankreich dagegen 66, Amerika 65, Rufsland direkt 25, Oesterreich 38 Millionen. Hingegen wurden durch deutsche Vermittlung aus dritten Ländern 60 Millionen be­schafft. (Rozenrad. L'Emprunt Italien pour l'abolition du cours force, Paris 1883.)