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1/2 (1834)
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Erfindung der Schreibekunst« 29

Unwissenheit lebenden, nordischen Völkern eine eigene Erfin-dung von Buchstabenschrist nicht zuzutrauen, über die Ent-stehung der Ruuen aber durchaus keine autheutische Nach-richt vorhanden: so müssen wir uns freilich nur mit blosenVermuthungen einstweilen hierüber begnügen und unterdessenderjenigen folgen, welche die meiste Wahrscheinlichkeit für sichhat. Dieß scheint nun die von Friedrich Schlegel , un-ter andern in seinen Vorlesungen über alte und neue Li-teratur aufgestellte Hypothese zu seyn, nach welcher dieBuchstabenschrift durch die, bekanntlich im höchsten Alterthumeschon die Meere und auch die Ostsee befahreudeu Phönizierden Anwohnern jener Küsten bekannt wurde und daraus sichdie ihnen eigenen Runeu bildeten, deren Gebrauch von derziemlich in sich geschlossenen Priestcrkaste bewahrt und vonibr zu mancherlei magischen und vorgeblich zauberischen Kün-sten angewendet wurde. Die Aehnlichkcit mit manchen Schrift-zügcn der Römer kann gegen diese Annahme nichts beweisen,da diese ja auch ihre Schrift, wenigstens mittelbar, aus der-selben östlichen Quelle erhielten und nothwendig daher eineUrstammvcrwandtschaft sich zeigen muß. Daß auch in Spa-nien und anderen südwestlichen Ländern Europas Ueberrestesich von Nunen und Runensteinen (mit Runenschrift bezeich-nete Steine, die zn Grab- und Marksteinen dienten) finden,ist aus der Stammverwandtschaft der neuen Bewohner jenerGegenden seit den Zeiten der Völkerwanderung den Einwoh-nern des alten Germaniens und Skandinaviens sehr leichterklärlich. >

Im sechsten Jahrhundert sollen die Runen von Judenin Großbritannien gelehrt worden und von da erst im sieben-ten Jahrhundert nach Norwegen gekommen seyn. Als hieraufim eilften Jahrhunderte viel fremde geistliche Engländer,Deutsche und Dänen dahin gekommen nnd fremde Wissen-schaften mitgebracht hätten, sey die Runenschrift verdrängt undstatt derselben die lateinische eingeführt worden ^). Die Ru-

I.) Suliin a, a. O,