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Erfindung der Schreibekunst. 31

rillische Alphabet') der Russen entstand. Aelter noch alsdieses soll das Glagolitische seyn, dem das Lateinische zuGrunde lag^).' Als die Deutschen Religionslehrer bekamen,führten diese das lateinische Alphabet ein und versuchten damitDeutsch zu schreiben. Besonders geschah dieß bei den Fran-ke», die sich in Gallien festsetzten. Die Sachsen nahmen dasAlphabet der Angelsachsen in England an, das mit einigenVeränderungen ebenfalls aus dem lateinischen entlehnt war.Als sie aber von den Franken besiegt wurden, mußten siedasselbe gegen das Fränkische vertauschen »). C arl der Großeführte statt der Gothischen die von ihm selbst verbesserten la-teinisch-longobardischen Buchstaben ein''), aus welchem imMittelalter die Möuchsschrift und aus dieser unser heutigerDruckcharacter entstand. Unter Ludwig dem Deut-schen fing man zuerst an in deutscher Sprache, aber nochimmer mit lateinischen Buchstaben zu schreiben. Eine aufdiese Weise geschriebene Bibel aus jener Zeit befindet sich inder öffentlichen Bibliothek zu St. Gallen; die deutsche Spracheaber war damals noch so arm, daß den ganzen Text hindurchnicht nur eine Menge lateinischer Wörter, sondern auch häufigganze solche Sätze vorkommen, die man im Deutschen nochnicht auszudrücken wußte. Die jetzige» deutschen Buchstabenkamen erst unter Friedrich II. im 13tcn Jahrhundert aufund wurden durch Kaiser Maximilian im I5ten Jahrhun-dert verbessert 2).

§, 19.

Hinsichtlich der Richtung, in welcher die alten Völker ihreBuchstaben und Zeilen zu schreiben pflegten, kann man folgendeArten annehmen. Erstens die kreisförmige, von welcheruns Pausanias ein Beispiel auf dem Schilde des

1. ) Fabricius a. a- O- 2r Bd. S. 564.

2. ) Allg. Lit. Ztg. Jena 1«<N. Nro ,»4.

3. ) Meusel a. a. O. 2. Abthlg. S. SS4.

4. ) F abr i c i u s a, a- O, 2r Bd. S- »28.

5. ) Ii. v. p. 325.