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1/2 (1834)
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81
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Bibliotheken :c. im Alterthume. 8t

§. 34.

Während im morgenländischen Reiche Künste und Wis-senschaften blühten, entflohen diese nach und uach ans demAbendlaude; verscheucht, theils durch die langwierigen Zerstö-rungen der Römer und den darauf entstandenen Despotismus,unter dessen Druck sich des menschlichen Geistes eine allgemeineLähmung und Trägheit bemächtigt, und theils durch deu fa-natischen Eifer der Geistlichkeit gegen alle Werke der Literaturund des Geschmacks, die in irgend einer Beziehung mit demHeidcnthume standen. ^) Die von deu Heiden ererbten Künsteund Wissenschaften schienen so innig mit ihrem verabscheutenReligionssysteme verbunden; in ihren Werken des Geistesund Geschmacks stieß man so unausgesetzt auf mythologischeGräucl, daß bei den noch von frischem Eifer beseelten Christenganz natürlich der Haß von Einem auch 'auf das Andereüberging. Wie früher die Kaiser die Bücher der Christen be-kriegt halten, so wnrden jetzt Kunstwerke und Bücher der Hei-den Gegenstand einer frommen Verfolgung; und Manches,was der Unsterblichkeit würdig, ging unwiederbringlich zuGrunde. So waren Völker und Länder, die bisher edlereKenntnisse besaßen, allmählig zur Barbarei reif geworden,deren Anfang dnrch den Einbruch roher, nordischer Völkernur beschleunigt wurde. In zahlloser Menge wälzten sichdiese, das Eine immer von dem Anderen gedrängt und vor-wärts gestoßen aus dem hohen Norden hervor, an ihrer Spitzedas mächtige Volk der Gothcn, welches von den noch mäch-tigeren Hunnen ans seinen Wohnsitzen vertrieben, mit Ge-nehmigung des Kaisers Valens und in Folge eiues mit ihmabgeschlosseneu Vertrags 376 friedlich über die Donau setzte, bald aber durch vertragswidrige Preiserhöhung aller Le-bensbedürfnisse und schändlichen Verrath seiner Minister empört,die Fahne des Aufruhrs schwang und nach der Schlacht beiAdrianopel 9. August 378 die dem Valeus Heer und

1.) Lieltllnrn'« Inttvi'!'ii'F«5,:I>i<'I>t>!, ernle Ilälkto. p. 574,

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