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1/2 (1834)
Entstehung
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Zustand des Bücherwesens im Mittelalter. 93

Die erste Büchersammlung in Frankreich soll derheilige Ludwig in der Kapelle zu Paris angelegt haben.Als eigentlicher Gründer der königlichen Bibliothek in Paris wird jedoch der König Johannes betrachtet, dessen ganzerBüchervorrath aber bei seinem Tode in etwa zehn Büchernbestand, Sein Sohn und Nachfolger Carl v. vermehrte in-dessen denselben, so daß im Jahre 1373 die Bibliothek schon910 Bücher zählte. Carl von Orleans hatte zu Blois ebenfalls eine Sammlung angelegt, mit welcher Franz l.seinen, aus Asien, Griechenland und Italien angekauftenVorrath in Fontainebleau vereinigte. Unter Heinrich IV. wurden diese Bücher der königl. Bibliothek zu Paris einverleibt,und diese auch noch mit mehr als 800 Handschriften vermehrt,welche Catharina von Medizi aus Italien mitgebrachthatte'. Unter den folgenden Königen gewann diese Bibliothekimmer mehr Zuwachs. Bei dem Tode Ludwig's XIV.enthielt dieselbe schon über 70,000 Bücher. Auch Ludwig XV. ließ fleißig sammeln, und unter der Staatsverwaltung seinesMinisters, des Cardinals Fleury waren bis 1732 alleinüber 10,000 orientalische, ostindische und chinesische Hand-schriften hinzugekommen. Sie vergrößerte sich fortwährend,am meisten, aber unter dem Kaiser Napoleon , und ist,selbst nach dem 1815 erlittenen Verluste, sowohl an Pracht-ausgaben und Handschriften, als au wissenschaftlichen Werkenin Inkunabeln eine der reichhaltigsten der Erde mit mehr als400,000 Bänden und 24000 Handschriften. Ausser der könig-lichen sind an öffentlichen Bibliotheken in Paris noch zn be-merken: die Mazari Nische oder die Bibliothek des Colle-giums der 4Nationeu; die Bibliothek des Pantheons;die Bibliothek des Arsenals ; die Staatsbibliothek;die Bibliothek der Abtei der heil. Genofeva; dieBibliothek des Oratoriums, und die der Abtei 8t. 6er-

I.) ^uvenel 6e e-ilenoil» Geschichte der schönen Wissenschaften undfreien Knnste, übers, von Kappe. 2r Thl, 2N. Cap. S. 257.