Zustand des Bücherwesens im Mittelalter. 101
Zeit der Völkerwanderung die Literatur überhaupt zurückgezo-gen hatte. Die von so manchen Schriftsteller» unserer Zeitso sehr gelästerten Mönche, die sich fast das ganze Mittelalterhindurch im ausschließlichen Besitze der Schrcibeknnst befanden,gaben sich vor allen Anderen damit ab, öffeutliche Aktenzu schreiben, geistliche und weltliche Satzungen, Bibeln undManuscripte zu copireu. Sie leiteten die Lehranstalten, und vonihnen ging aller Unterricht ans. Sie waren die einzigen De-positare der noch übrigen Schätze des Alterthums, des grie-chischen und römischen Fleißes, die den Zerstörungen der Zeitentgangen waren. In ihren Archiven befanden sich die meistenManuscripte. Warcu ihre Einsichten öfters auch beschränkt,so dürfen wir doch nicht vergessen, daß sie in den traurigenZeiten der Läudervcrhecrungen, während der Alles umgebendenFinsterniß, gleichwohl die einzigen Gelehrten waren, die unsdie alten Schätze der Weisheit aufbewahrt und vervielfältigthaben. — Vor dem Untergänge des weströmischen Reiches empfingen die geistlichen ihre , Vorbcrcitnngsstudicn in denkaiserlichen Schule». Als diese durch die Einfälle der Bar-baren aufhörten, mußte die Geistlichkeit entweder auf dieweltlichen Studien, als Vorbereitung zu ihren geistlichen Aem-tern verzichte», oder für Schulen sorgen, in welchen die welt-lichen Studien gelehrt wurden. Die Geistlichkeit wurde da-durch gezwungen, anch die Cultur der weltlichen Wissenschaf-ten zu übernehmen und war somit im Mittelalter der einzige,gelehrte Stand. Anfänglich flüchteten sich die weltlichen Wis-senschaften in die bischöflichen Schulen; erst später wurden siein den Klöstern gepflegt, und zwar zunächst in dcucu derBenedictiucr, welchen ihr Ordensstiftcr Bencdict vonNursia in der Ordensregel befahl, in jedem KlosterUnterricht zu ertheilen, Bücher abzuschreiben undeine Büchcrsammluug anzulegen. Von diesem Or-den sagt I. David Köhler in der Vorrede zu xrelieriöirevt. dist. o to. ZVorirad. 1734: edemus illustriso vetll8la,e v. veueäivtl tarolliite svriritivnem