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Staatliche Theorie des Geldes / von Georg Friedrich Knapp
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78 Erstes Kapitel, Zahlung, Geld und Metall,

Rechtshistoriker sind die ursprünglichen Zwecke der Einrichtungennicht ohne Interesse aber seine Aufgabe ist vor allem, diedavon ganz unabhängigen Folgen, die ungewollten und über-mächtig werdenden Folgen darzustellen; in ihnen verkörpert sichder eigentliche Inhalt seines Forschens.

Viel später entstand der Hnlophantismus. Daran konnteüberhaupt erst gedacht werden, als das orthotypische Geld starkabgenutzt war. Sollte die lytrische Verwaltung der Könige sichbereit erklären, für jedes abgenutzte Stück ein vollwichtiges zugeben? Nichts weniger als das! Alle Könige verweigerten esunbedingt, denn dadurch wurde ja dem Fiskus der ganze Ver-lust, der durch Abnutzung entsteht, ohne jede Schonung auf-gebürdet. Die ältere Auffassung der lntrischen Verwaltung istaber fiskalisch; Schlagschatz ernährt, aber Vollwichtigkeit ver-zehrt. Es ist also im ganzen Mittelalter kein Gedanke daran,die Vollwichtigkeit der umlaufenden Stücke aufrecht zu erhalten;das wäre ja ein negativer Schlagschatz gewesen. Um hier denFiskus vor Schaden zu bewahren, entwickelt sich gerade derGrundsatz proklamntorischer Geltung, also auch die Chartalität.Also wird das damalige Geld stets seinem Schicksal überlassen;mag es sich abnutzen, wie es will, der König ist Chartalist. Wiewunderbar, daß die Chartalität des Geldes, diese Errungenschafthoher Weisheit, diese kostbare Erscheinung des sozialen, staatlichgeordneten Lebens, aus einer so niedrigen Wurzel entsprossen ist.Und doch ist es der natürliche Gang, den man in der Entwicklungaller Verfassungen beobachtet. Niedrige Zwecke rufen Einrichtungenhervor, die zu den edelsten Folgen entwickelt werden.

Es kam noch hinzu, daß gutgemeinte Anläufe zur andauerndenVollwichtigkeit der Münzen stets scheiterten. Eine Hand vollneuer vollhaltiger Münzen, in den Verkehr geworfen, kann sichwie wir später sehen werden, gar nicht halten neben stark ab-geschliffenem Gelds. Das war nebenbei gesagt gewiß einer derGründe, weshalb man die hylogenische Norm stets von Zeit zuZeit herabsetzte, obgleich dabei noch das fiskalische Interessemitgespielt hat.