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Staatliche Theorie des Geldes / von Georg Friedrich Knapp
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S 8a, Banknoten.

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das heißt die Tatsache, daß es Geld gibt, und daß solchesgerade wie vorher verwendet wird, hört nicht auf, obgleich dasvalutarische Geld ein anderes geworden ist; es besteht ja garnicht mehr aus Metall, sondern aus Papier. Kein Metallisthat diese Tatsache jemals befriedigend erklärt; jeder hat sie nurbis zum Übermaß beklagt; jeder hat diese offenkundige Tatsache,die man oft Jahrzehntelang beobachten kann, als anomal ver-schrieen, statt zu sagen, daß sie ihm wenig angenehm und völligunverständlich sei. Wo in aller Welt erlaubt sich eine andreWissenschaft, irgend einen Vorgang, dessen Wirklichkeit offen-kundig ist, als anomal zu bezeichnen, weil er einer herrschendenTheorie widerspricht? Das Anomale ist allerdings vorhanden,aber es liegt in der metallistischen Theorie des Geldes. Fürdie Chartaltheorie liegt hier gar nichts Auffallendes vor; siesieht hier nur den einfachsten Fall ihrer Anwendung. Beinahekönnte man sagen: sie freut sich, daß endlich einmal das un-metallische Geld auftritt, dessen Möglichkeit ihr längst vor-geschwebt hat. Damit ist immer noch so viel praktischer Sinnvereinbar, daß die politische Lage, durch die ein solches Ereignisherbeigeführt wird, bedauert werden kann; auch die handels-politischen Folgen können als verhängnisvoll anerkannt werden.All dies sind sehr achtbare Empfindungen des Publizisten; aberder Theoretiker hat für Erklärung der Tatsachen zu sorgen,und dazu trägt das politische Empfinden nichts bei.

Die so geschaffene Lage des Staates, der in diePapier-wirtschaft" versunken ist, muß vor allem genau festgestelltwerden. Man sieht das Übel darin, daß nun das Geld papiernePlatten hat. Alles Geld? Nein, manches Geld. Abermanches Geld hatte ja auch vorher papierne Platten. Diegroße Änderung liegt nicht darin, daß es kein Metallgeld mehrunter den Geldsorten des Staates gibt, sondern darin, daßPapiergeld und Metallgeld, beide nach wie vor nebeneinanderbestehend, ihre funktionelle Stellung vertauscht haben. Das kannman allerdings nur verstehen, wenn man den Gegensatz von

valutarischem und akzessorischem Gelde kennt, den unsere Okono-

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