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Staatliche Theorie des Geldes / von Georg Friedrich Knapp
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140 Zweites Kapitel. Ordnung des Geldwesens im Inlande.

Hingegen sind beide Giroverfassungen einander darin ähn-lich, daß die Girokunden untereinander ihre Zahlungen durchÜbertragung von einem aufs andere Guthaben vollziehen.

Aus der Betrachtung des Giroverkehrs gewinnen wir dieEinsicht, daß es Zahlung ohne Übertragung von Sachen gibt.Dadurch sehen wir uns genötigt, den Begriff der Zahlunganders zu fassen als bisher. Wenn es einen einheitlichen Begriffder Zahlung geben soll, der die Zahlung in Stücken ebensoumfaßt wie die Girozahlung, so darf die Übertragung vonSachen kein wesentliches Erfordernis der Zahlung sein. Daswesentliche Merkmal aller Zahlung kann also nur bei der Giro-zahlung gefunden werden, muß aber im Verborgenen auch beider Stückzahlung nachweisbar sein. Wir wollen versuchen denallgemeinen Begriff der Zahlung so zu fassen.

Zahlung ist ein Vorgang, der jedenfalls eine Gemeinschaftvoraussetzt; ob diese Gemeinschaft der Staat ist oder ein Kunden-kreis einer Bank oder sonst ein Zahlverband, ist eine neben-sächliche Frage; die Zahlgemeinschaft könnte sogar über denStaat hinausreichen, wie zum Beispiel beim Autometallismus,dessen Zahlgemeinschaft aus allen denjenigen besteht, welche sichzum Tauschgute Silber oder Erz oder Gold bekennen.

Sobald aber der Autometallismus überwunden ist, mußdie Zahlgemeinschaft eine regiminale Leitung haben: es mußMächte geben, welche die Art und Weise der Zahlung rechtlichordnen. Die Zahlgemeinschaften haben alsdann einen Mittel-punkt, von wo die Leitung ausgeht: beim staatlichen Gelde istes die Staatsgewalt, beim privaten Zahlungswesen ist es bei-spielsweise die Bank.

Halten wir dies alles fest, fo ergibt sich ein Ausblick aufeine umfassendere Definition der Zahlung; nicht körperliche Über-gabe von Stücken ist erforderlich, sondern es genügt juristischeÜbertragung von Gegenforderungen in Werteinheiten und zwarvon Gegenforderungen, die an die Zentralstelle gerichtet sind.Solche Übertragungen können durch körperliche Übergabe von