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Staatliche Theorie des Geldes / von Georg Friedrich Knapp
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H 13. wertverhältnis von Gold und Silber.

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andeutungsweise besprochen werden, die zwischen England undIndien herrschen.

In der vorigen Periode, die mit dem Aufstande der Ein-geborenen im Jahre 1857 begann, war England genötigt, un-geheuere Ankäufe indischer Zahlungsmittel zu vollziehen. Wie-viel Pence die Rupie kostete, war dabei ganz gleichgültig. Esmußten unbedingt Millionen von Rupien durch englisches Geldgekauft werden und so stieg damals die Rupie bis zu 2 Schilling,gleich 24 Pence.

Eine solche Zwangslage bestand in der zweiten Periodenicht mehr. Seit 1871 bis 1893 und sogar noch weiter hatsich die Konjunktur geradezu umgekehrt. Die indische Regierunghat alljährlich große Summen englischen Geldes anzukaufen, undzwar kauft sie dieselben mit Rupien. Jenes englische Geld isterforderlich, um die Zinsen der Staatsschuld Indiens zu bezahlen,welche Staatsschuld zum großen Teile auf Pfund Sterling lautet;ferner ist englisches Geld erforderlich, um Eisenbahnschulden zuverzinsen, die ebenfalls auf Pfund Sterling lauten; endlich istenglisches Geld erforderlich für die Pensionen englischer Offiziereund Beamten, denn diese Pensionen werden ja in englischemGelde bezahlt. Alle diese Verpflichtungen sind unweigerlich zuerfüllen. Das dazu nötige englische Geld muß herbei, koste esin Rupien was es wolle. Alle Mittwoche versteigert die indischeNegierung in London ihre Anweisungen, lautend auf Rupien,zahlbar bei den indischen Schatzämtern und muß dafür dasenglische Geld annehmen, das ihr geboten wird; bald 15, bald14, bald 12 Pence für die Rupie; mitunter vielleicht auch einmal16 Pence; aber niemals hat sie es mehr dahingebracht, 20 Penceoder gar 24 Pence für die Rupie zu erhalten. Aus dieserSachlage erklärt sich der jetzt so niedrige Kurs der Rupie, imVergleich mit den schönen Zeiten, als die Rupie 24 Pence erzielte;diese Zeiten wünscht die indische Regierung jetzt deshalb zurück,weil sie nicht mehr Rupien kauft, sondern verkauft.

Freilich ist dies nur ein Umstand unter den vielen Um-ständen, die den indischen Kurs bestimmen. Aber dieser eine