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Staatliche Theorie des Geldes / von Georg Friedrich Knapp
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236 Drittes Kapitel. Oer Geldverkehr mit dem Auslände.

Umstand wird übermächtig, weil die anderen Umstände nichthinreichend entgegenwirken. Die Jndier haben keine großen Be-träge englischer Staatsschuldscheine in Besitz, woraus Zins-forderungen für sie entstünden. Indien produziert auch nichtsolche Massen von Handelswaren, die nach England Absatz fänden,hinreichend um den englischen Waren, die in Indien verkauftwerden, das Gleichgewicht zu halten. Vielmehr muß Indien,auch abgesehen von dem, was die Regierung tut, Rupien an-bieten, um englische Waren zu kaufen. Da zwischen der Rupieund dem Pfund Sterling kein Pari besteht, nach welchem dieeine Geldart in die andere verwandelt werden könnte, so hängtder jeweilige Valutakurs von den Zahlungskonjunkturen ab, unddiese Konjunkturen sind für Indien ungünstig. Daher derniedrige Kurs der Rupie in Pence, und mit ihm der Tiefstanddes Londoner Silberpreises. All dies findet auch dann statt,wenn weder verstärkte Silberproduktion eintritt, noch abgeschaffteSilbermünzen auf dem Londoner Markt erscheinen. Infolgedieser Betrachtung halten wir es erwiesen, soweit dies durch eineschematische Erörterung möglich ist, daß die pantopolischenUmstände allein bereits den Fall des Rupienkurses erklären.

Es kommen aber noch andere Umstände ins Spiel.

In der ersten Periode, als der Rupienkurs stieg, war diesSteigen doch sehr gering, verglichen mit dem Fallen in derzweiten Periode. Woher stammt dieser ganz auffallende Unter-schied in der Intensität? Auch hierfür liegen die Gründe beiunserer Auffassung ganz klar.

In jener ersten Periode, etwa von 1857 bis 1371, gab esneben Indien noch viele Silberländer: Deutschland , eine Zeitlang auch Frankreich; Skandinavien, Niederlande . Eine Steigerungdes Rupienkurses bedeutete damals zugleich eine gesteigerte Nach-frage nach dem Gelde dieser anderen Silberländer, da dies Geldleicht in Rupien zu verwandeln war. Wenn die englischeRegierung damals für die Rupie 24 Pence (statt etwa 23 oder22 Pence) darbot, so stand ihr sofort auch französisches, deutsches,skandinavisches Silbergeld zur Verfügung, so daß die jeweilige