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Staatliche Theorie des Geldes / von Georg Friedrich Knapp
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Drittes Kapitel. Oer Geldverkehr mit dem kluslande.

Warum ist Österreich im Jahre 1879 nicht zur Silber-währung zurückgekehrt, als es obstruktionell geboten war; undwarum hat es 1892 Gesetze gegeben, die ganz deutlich auf Gold-währung hinzielten? Alle dafür angeführten Gründe sind ent-weder ganz illusorisch, oder völlig untergeordnet bis auf deneinen Grund: Sicherung des intervalutarischen Kurses gegendie benachbarten Goldstaaten; also auch hier haben exodromischeErwägungen durchgeschlagen.

Englands Übergang zur Goldwährung ist nicht völlig auf-geklärt; für ganz sicher halte ich aber, daß England nicht ausexodromischen Erwägungen handelte, denn es ist gar nicht ab-zusehen, wie es im 18'°" Jahrhundert, als unbedingt ersteHandelsmacht und als erste Kapitalmacht, auch nur einen Fingerhätte rühren sollen, um seine Währung irgend einer Nachbar-währung anzupassen. Das hat England überhaupt nie getansondern stets grundsätzlich abgewiesen. Der Starke beharrt, derSchwache paßt sich an.

Damit aber scheint die aufgeworfene Frage gelöst:

England , einmal im Besitze der Goldwährung, ist die vor-bildliche Macht, weil sie die stärkste ist; und die anderen Mächtewollen mit dieser in feste intervalutarische Beziehung tretendaher, also aus exodromischen Gründen, verbreitet sich die Gold-währung, weil man den exodromischen Zweck auf diese Weiseam leichtesten erreicht.

Also der Valutakurs ist die Triebfeder für die Wahl derWährungen, so lange nicht etwa die Not gebietet; aber nichtetwa jede intervalutarische Regelung ist erwünscht, sondern nurdie mit der vorherrschenden Handelsmacht und Kapitalmacht.Unter exodromischer Politik verstehen wir daher vorzugsweisedie Festigung des intervalutarischen Kurses gegen das vor-mächtliche Ausland.

England hat keine solche Politik, da es selber die Vor-macht ist. Am deutlichsten wird es bei Österreich : dort sind alleNeuerungen nur aus der Anlehnung an die westlichen Vormächtezu verstehen.