Druckschrift 
Staatliche Theorie des Geldes / von Georg Friedrich Knapp
Seite
265
Einzelbild herunterladen
 
  

Z lös. Oer feste Kurs als letztes siel.

265

Die ungeheuere Ausbreitung der Goldwährung seit 1871ist anfänglich nichts anderes als eine exodromische Anbequemungan England , später eine solche an die Westmächte überhaupt.

Hätte England im Jahre 1871 Silberwährung gehabt, sowäre dieselbe Anlehnung der Nachbarstaaten erfolgt unddaraus wäre dann allgemeine Verbreitung der Silberwährungentstanden; man gestatte uns diese Übertreibung!

Hätte ein Staat mit Silberwährung eine so unzweifelhaftvormächtliche Stellung errungen, wie sie England 1871 hatte,so hätte dieser Staat sogar England in die Nachahmung hinein-getrieben, denn er wäre zur Führerstellung gelangt.

Nicht die Goldwährung als solche breitete sich seit 1871aus, sondern die englische Geldverfassung tat es und sie warsozusagen zufällig Goldwährung.

Dann wäre ja das Gold als solches ganz gleichgültig fürdie Wahl der Währungen; es käme nur auf historische Um-stände an, die damals (1871) dem Golde günstig waren. Habenwir dies richtig verstanden?" Wenn der Metallist so fragt, dannkann der Chartalist nur antworten: ja, so ist es. Alle mittel-mächtigen und alle noch schwächeren Staaten sind aus exodro-mischen Gründen zur Goldwährung übergegangen oder wollenes noch tun. England ist taub gegen alle Vorschläge derWährungsänderung, weil es keine exodromischen Rücksichten zunehmen hat. Es ist gerade so wie bei der Wehrverfassung:wenn der siegreichste Staat die allgemeine Wehrpflicht hat, sonötigt er sie seinen Nachbarstaaten auf, soweit diese auf dem-selben Boden zu kämpfen haben. England schließt sich aus,weil es nicht auf dem Festlande Europas mitkämpft. Wenn aberdie europäischen Staaten in die Weltpolitik eingreifen wollen, somüssen sie Englands Seewehr nachahmen, und so lange England das Eisen für seinen Schiffsbau wählt, so lange müssen seineMitbewerber die Eisenwährung im Schiffsbau wählen!