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Staatliche Theorie des Geldes / von Georg Friedrich Knapp
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viertes Kapitel. Übersicht nach Staaten.

wofür wir oben (S. 24) das Dukatenbeispiel willkürlich er--funden haben. Die regiminalen Mächte waren also hier ander Chartalverfassung irre geworden und griffen auf die pensa-torische Zahlung zurück, allerdings mit der offenbaren Absicht,dieser Zahlweise keinen Erfolg zu gönnen: man erlaubte eineZahlung in Münzen, welche für den vorliegenden Fall, daßder Betrag von überkritischer Höhe sei, kein Geld in unseremSinne waren! Jene Silbermünzen waren also Geld fürZahlungen unter dem kritischen Betrag und waren kein Geld,aber noch Zahlungsmittel, für Zahlungen über dem kritischenBetrag kein Wunder für uns, die wir den Begriff desGeldes juristisch und nicht technisch definiert haben.

Die Stellung der Banknoten im älteren Geldwesen Eng-lands müßte neu untersucht werden. Die Bank von England ist 1694 gegründet; sie bildete wohl anfangs nur eine privateZahlgemeinschaft, so daß der Gebrauch von Banknoten alsZahlungsmittel nur auf den Kundenkreis beschränkt war.Wann diese Noten in das Geldwesen des Staates eintraten,hängt von der Frage ab, wann die öffentlichen Kassen jeneNoten in Zahlung annahmen (also epizentrisch zuließen). Dasmag wohl spätestens geschehen sein, als die Bank von England mit der Führung der Hauptkasse des Staates betraut wurde.Sejt dieser epizentrischen Annahme bilden die Banknoten imenglischen Geldwesen das erste Beispiel von Scheinen (imGegensatze zu Münzen) und blieben es, da rein staatlicheKassenscheine in England nicht aufgetreten sind. Zugleichwaren sie das früheste Beispiel und auch wohl das einzigevon fakultativem Gelde, da die Annahme im anevizentrischenVerkehr anfangs nicht erzwungen wurde. Auch sind sie daserste Beispiel von provisorischem (weil einlösbarem) Gelde inEngland . Ferner waren sie akzessorisches Geld im Gegensatzezu dem valutarischen Gelde, da der Staat sie bei seinenapozentrischen Zahlungen nicht für definitiv erklärte; endlichversteht es sich von selbst, daß sie ein chartales Zahlungsmittel,