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Staatliche Theorie des Geldes / von Georg Friedrich Knapp
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viertes Kapitel. Übersicht nach Staaten.

wurde, beruhte auf Not und darf also hier übergangen werden.Eigentümlich ist es bei der bimetallistischen Verfassung, daßman die Wahl zwischen den beiden Arten des baren Geldesfür valutarische Verwendung ganz in das Belieben der Ver-waltung stellte, die sich ihrerseits durch Obstruktion leiten ließ,bis man aus exodromischen Gründen im Jahre 1876 dem Silberdie hylische Stellung nahm und dadurch endgültig in die Wegeder Goldwährung einschwenkte.

Auch in Frankreich beobachtet man aber die Verdrängungdes valutarischen baren Geldes aus dem inneren Verkehr, zu-nächst durch die Aufnahme der Banknoten in das staatliche Geld,wegen Akzeptation bei staatlichen Kassen; dies ist sehr früh ge-schehen, blieb aber wenig beachtet, weil man in Frankreich diesZahlungsmittel nicht unter das Geld zu rechnen pflegt, da espapyroplatisch ist. Nach unserer Auffassung gehören aber dieBanknoten, wenn sie bei öffentlichen Kassen angenommen werden,zum Staatsgelde und sind also hier als akzessorisches Notalgeldzu erwähnen. Auch die Bronzemünzen, obgleich unbedeutend,sind ein Beispiel von akzessorischem Notalgelde.

Als man die Silbermünzen von 2 Fr. und die noch kleinerenmit dem spezifischen Gehalte von 5 Gramm Silber von derFeinheit ^°/iooo ausstattete, wurden sie akzessorisches Notal-geld. Dies notal gewordene Geld war Scheidegeld mit sehr hochliegendem kritischen Betrag (50 Fr.) und konnte also im Ver-kehr starke Verwendung finden.

Der größte Einschub von akzessorischem Notalgelde fand aberstatt, als man 1876 in Frankreich und 1878 im lateinischen Münz-bunde dem Silber die hylische Eigenschaft entzog: dadurch rücktendie Stücke zu 5 Fr., die bis dahin zwar akzessorisch, aber bargewesen waren, ins akzessorische Notalgeld ein. Nicht als obneues Geld geschaffen worden wäre! Dies Kurantgeld war auchvorher da, und es blieb; aber es verlor die Eigenschaft, bar zusein und wurde notal, was der Laie gar nicht bemerkt. Essoll in Frankreich noch 1896 ein Vorrat an diesen Stücken imBetrage von 2000 Millionen Franken vorhanden gewesen sein.