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Staatliche Theorie des Geldes / von Georg Friedrich Knapp
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ZZg viertes Kapitel. Übersicht nach Staaten.

reichischen Kaiserstaat täglich vor Augen sah; und die Wucherungder Privatbanken mit Notenausgabe trat erst nach 1857 ein.

Das Übel bestand nicht etwa in der Mißwirtschaft der selb-ständigen Einzelstaaten, sondern in der Unbeweglichkeit des Staaten-vereins, dem die Verfassung fehlte, durch welche man zu noch ein-facheren Zuständen hätte gelangen können. Es fehlte aber dieEinfachheit, indem der süddeutsche Gulden noch bestand und inNorddeutschland die Scheidemünzen nicht überall gleichartig waren.

Diese Mängel, von höherem Gesichtspunkte aus betrachteteigentlich ganz untergeordnet, haben aber die Eigenschaft, imgemeinen Leben sehr bemerkbar zu sein. Bei einer Eisenbahnfahrtvon Norden nach Süden oder umgekehrt machte jeder Reisendedie ärgerliche Erfahrung, daß die Scheidemünze und die Guldennicht gleichmäßig anzubringen waren. Der Großhandel merktedavon nichts, aber der kleine Verkehr litt darunter sehr, und derkleine Verkehr beherrscht die Stimmung. Man war also mitdem Zustande unzufrieden, weil die an sich kleinen Übelstände sichin hohem Grade in den Vordergrund drängten.

Außerdem wußte jedermann aus der Zeitung, daß jederweitere Schritt vorwärts die allerbedenklichsten Reibungenzwischen den Staaten hervorrufe, während alle Gebildeten völligdavon durchdrungen waren, daß alle Bundesstaaten (Schweiz ,Nordamerika ) auch ihr Geldwesen durch die Bundesgesetzgebungordnen. Mit der Schaffung des Deutschen Reiches konnte es alsonicht ausbleiben, daß man das Geldwesen zur Sache des Reicheserheben werde und dies ist bekanntlich sofort geschehen.

Es ist nun zu untersuchen, in welchen Staffeln sich diereichsgesetzliche Ordnung unseres Geldwesens vollzogen hat.

Die allgemein herrschende Auffassung hält sich natürlich an dasSichtbare und redet vor allem von der Ausprägung der Gold-münzen, die heute unser Kronengeld bilden; sie wird unterstütztdurch die unleugbare Tatsache, daß unser erstes Reichsgesetz schonin der Überschrift die Ausprägung von Goldmünzen hervorhebt.Nicht nur das Publikum, sondern auch der Gesetzgeber ist durchund durch metallistisch, wie sollten es die Schriftsteller nicht sein!