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viertes Kapitel. Übersicht nach Staaten.
Natürlich mußte nun auch im Interesse der Bank die andereBestimmung getroffen werden: die Bank wurde von der Ver-pflichtung befreit, Silber anzunehmen, das Pfund gegen 45 Guldenin Banknoten — sonst wäre das Silber in die Bank geliefertworden, die es aber wegen der vorher betrachteten Bestimmungnicht mehr hätte ausprägen, richtiger: nicht mehr in Silberguldenhätte umtauschen lassen können.
Hiermit war der Spekulation, die seit Juni 1878 vorteilhaftgeworden war, ein Ende bereitet; wenn eine Gefahr darin ge-legen hatte, so war diese Gefahr nun beseitigt. Von dieserSeite war keine ungünstige Wirkung auf die österreichischeWährung mehr zu befürchten. —
Noch ist ein Umstand zu erwähnen: das sogenannte ärarischeSilber. Der österreichische Staat gewinnt aus seinen fiskalischen(ärarischen) Bergwerken viel Silber, das er also nicht kauft,sondern wofür er nur die Produktionskosten aufwendet. DiesSilber wurde natürlich stets zu Silbergulden ausgeprägt; undder Staat fuhr mit dieser Ausprägung fort, auch nach demJanuar 1879, als die sogenannte freie Ausprägung für Private(und für die Bank) eingestellt wurde. Für die Vertreter derQuantitätstheorie gilt das als Fehler auf dem Gebiete derWährungspolitik, denn die Vermehrung an sich gefährdet nachihrer Ansicht den Wechselkurs. Uns aber scheint es ganz gleich-gültig, wenigstens in dieser Beziehung: jenes Silber wird janicht in London gekauft — wie sollte seine Ausprägung dazubeitragen, die österreichische Währung auch nur der Tendenznach herabzudrücken?
Gleichwohl hat die österreichische Negierung nach einigemDrängen der Theoretiker jene ärarischen Ausprägungen ein-gestellt (1892). Man hat es für einen Fehler erklärt, daß dieEinstellung nicht früher, etwa 1879, erfolgt sei; dies ist abernur im Sinne der Quantitätstheorie ein Fehler; in unseremSinne dagegen war es nur dann falsch, wenn man schon 1879zum Übergange zur Goldwährung, unter Ausschluß silbernenNotalgeldes, entschlossen war — und das war man nicht.—