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Staatliche Theorie des Geldes / von Georg Friedrich Knapp
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8 20. Ssterreich 1892 bis 1900.

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auf dem Münzpari zu halten. Ungünstigere Konjunkturen konnteneintreten und traten ein, so daß also das Disagio des öster-reichischen valutarischen Geldes (also der beiden Arten papierenerNoten) gegen Deutschland ganz begreiflich ist.

Hätte nun der Staat angefangen, tropfenweise das neueGoldgeld auszugeben, so wäre es mit Vorteil in die benachbartenGoldländer verkäuflich gewesen; die ohnehin bestehende Ein-sperrung wurde also aus diesem neuen Grunde ängstlich bei-behalten.

Viele Leute, denen die Natur des intervalutarischen Kursesnicht bekannt ist, verfielen in traurige Stimmung über die neueEinrichtung, die doch nur deshalb versagte, weil sie nur Stück-werk war. Denn der Gedanke:Barverfassung in Gold für dasvalutarische Geld" war ja gar nicht ausgeführt; das bare Geldwar geschaffen, aber valutarisch war es nicht.

Inzwischen aber wurde der Staat selber, den wir aus denHandlungen der leitenden Männer erkennen, an dem Grund-gedanken der Reform irre. Geradeso wie der leitende deutsche Staatsmann, Bismarck , durch ein Kraftwort die Beibehaltungder Taler durchgesetzt und dadurch das notale Kurantgeld beiuns geschaffen hatte, so haben die österreichischen Staatsmännerstarke Bedenken entwickelt, ob es wirklich nötig sei, alles notaleGeld durch das neue Goldgeld zu ersetzen.

Schon das naheliegende Beispiel des deutschen Reicheswirkte ermutigend; wenn man in Deutschland den notal ge-wordenen Taler neben dem neuen Goldgelde von 1871 bei-behielt und zwar als Kurantgeld (wenn auch in akzessorischerStellung seit 1876), weshalb sollte man nicht in Österreich das-selbe mit dem Silbergulden tun? Der Silbergulden wurde also,als notales Geld mit Silberplatte, ganz ruhig in der Eigen-schaft als Kurantgeld stehen gelassen; bei dem tiefen Stande desLondoner Silberpreises hatte er zwar ein negatives metallo -polisches Agio, was alle Metallisten in Aufregung setzte; aberin weiteren Kreisen überlegte man gar nicht lange diesen Fall,denn der Silbergulden war ja auch vorher Kurantgeld gewesen;

«nap>>, Theorie des Geldes. 2. Aufl. 25