Druckschrift 
Staatliche Theorie des Geldes / von Georg Friedrich Knapp
Seite
441
Einzelbild herunterladen
 

24. Über den sogenannten Geldwert.

441

Mark übrig behalten, jetzt komme ich kaum aus ohue Schuldenzu machen. Also hat sichder Geldwert" sehr zu meinem Nach-teil verändert.

Offenbar hat jener Mann sich einenKomplex" von Güterngebildet: Nahrungsmittel, Wohnungsmiete, Bier- und Weinpreise,Tabak u. dgl. hat er, aus seinem Ausgabenbuch, in diesen Komplexeingestellt nebst den Preisen, und findet seine Indexzahl starkvergrößert gegen frühere Jahre: also hat sich für ihn der Geld-wert stark, und zwar zu seinen Ungunsten, verändert. Dasrechnet er uns aufs Genaueste vor.

Sein Nachbar aber, der sich einen solchen Komplex bildet,findet auch eine Indexzahl aber eine andere; denn der eineraucht, der andere tut es nicht; der eine reist viel, der anderereist wenig, und so fort. Für ihn ist also der Geldwert vielleichtauch verändert, aber nicht in gleicher Weise. Eine Überein-stimmung ergibt sich also nicht.

Bei der so geführten Untersuchung kommt eben nur diesheraus, daß Preissteigerungen der Güter, die der Beamte ver-braucht, ihn stark belasten und er kann daraus begründen, daßer Zulage braucht. Daß aber das Übel vom Gelde an sichherrühre, kann er nicht behaupten; wir haben ja nur einen be-sonderen Fall der Jndexberechnung vor uns. Er hat nur seinInteresse geschildert, das durch die Preissteigerung betroffen ist.Wo steht denn aber geschrieben, daß seine Lebenslage die gleichebleiben muß; sein Vertrag lautet auf eine feste Summe desjährlichen Einkommens in Geld. Er ist jetzt verstimmt durchdie Teuerung, sein Einkommen genügt ihm nicht mehr aberdaran ist nicht die Verfassung des Geldwesens schuld, sonderndie Beschaffenheit unseres wirtschaftlichen Verkehrs.

Es gibt aber auch Leute, deren Einkommen auf ganz andereWeise zustande kommt. Denken wir an die Landwirte, an dieBesitzer von Kohlengruben oder von Eisenwerken, kurz an dieProduzenten von Gütern. Ihr Einkommen besteht zunächst inihren Produkten, die sie zum Verkauf stellen. Der Landwirterzeugt jährlich so und so viel Weizen, der Teilhaber an Gruben