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Staatliche Theorie des Geldes / von Georg Friedrich Knapp
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Nachträge und Ergänzungen.

erzeugt sozusagen so und so viele Zentner Eisen oderKohlen. Diese Waren müssen verkauft werden, ehe sich für ihnein Geldeinkommen bildet. Wenn dieser Mann seinen Güter-komplex bildet und ausrechnet, was seine Indexzahl ist, so findeter bei steigenden Preisen daß diese Zahl sich erhöht. Aberda er die eingestellten Güter nicht kauft, sondern verkauft, soist ihm die Veränderung zum Heil.

Wer nur als Konsument von Gütern auftritt, wie der Be-amte tut, dem schadet die Preissteigerung; wer nur als Pro-duzent auftritt, dem nützt sie. Wer als Konsument gewisser Güterund zugleich als Produzent anderer Güter auftritt, bei dem kannvielleicht Schaden, vielleicht auch Nutzen herauskommen.

Die volkswirtschaftliche Betrachtung muß beide Fälle um-fassen. Preissteigerungen verschieben die Jnteressenlage je nachder Klasse, welcher die wirtschaftliche Person angehört.

Die Jnteressenlage der Klassen ist eine Angelegenheit vonhoher Bedeutung aber sie hat nichts mit der Verfassung desGeldwesens zu tun, die in der Staatlichen Theorie des Geldesgeschildert wird.

IV. Auch sprechen Kaufleute und gewerbliche Unternehmeroft von teuerem Gelde oder von billigem, wenn sie mit fremdenGelde arbeiten, daß heißt wenn sie Darlehen aufgenommen habenum ihren Betrieb zu vergrößern. Besonders beim Bauunternehmerist dieser Fall häufig. Wenn er gefragt wird, warum seine Bautenstill stehen, antwortet er, das Geld ist zu teuer oder sagt wohlgar: der Wert des Geldes ist jetzt zu hoch. Gehen aber dieGeschäfte flott, so erklärt man es wohl daraus, daß das Geldjetzt billig sei, was mancher wohl so ausdrückt: das Geld habejetzt keinen großen Wert. Was nun hier gemeint ist, sieht jeder-mann: es wird von den Zinsbedingungen geredet, die man be-willigen muß, um ein Darlehen in Geld zu erlangen. Mansollte deutlicher sagen: jetzt muß ich zu hohe Zinsen für Dar-lehen bewilligen; bzw. jetzt sind die Zinsforderungen für Dar-lehen niedriger geworden.

Wer statt dessen von hohem oder niedrigem Geldwerte redet.