Z 24. Über den sogenannten Geldwert.
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der verwischt wieder alle Unterschiede; denn hier wird ja nichtvon einem bestimmten Gute (etwa von Weizen oder von Silber)und auch nicht von einem verabredeten Komplex von Güterngeredet, wie in den früher besprochenen Fällen. Sondern eswird gefragt, welchen Bruchteil (wieviel Prozente) des Kapitalsman jährlich dem Darleiher entrichten muß. Dies ist denn dochetwas ganz anderes! Wie kann man so grundverschiedene Dingeunter die gleiche Bezeichnung „Wert des Geldes" zusammenfassen!Daraus entsteht eine heillose Verwirrung, die auf den Anfängerden Eindruck macht, als sei hinter dem „Werte des Geldes" ein tiefesGeheimnis verborgen, das auf Lösung warte. Die Lösung liegtauf der Hand: man hat einen undeutlichen, weil unvollständigenAusdruck gewählt für vielerlei Erscheinungen, die, wenn sie einzelnbetrachtet und vollständig beschrieben werden, durchaus nichtsrätselhaftes darbieten. Man hat ein Problem geschaffen, indemman Verwirrung schuf! —
Wenn der Deutsche im Jahre 1917 sagt: Unser Geld hatauf den Börsen der neutralen Länder stark im Wert — aus-gedrückt im dortigen Gelds — verloren, so hat er recht undes ergeht an unsere Ökonomisten die Aufforderung, dies durchdie gestörten Handelsbeziehungen zu erklären.
Wenn der Deutsche sagt: Ferner sind viele Preise, verglichenmit dem Zustande von 1913, im Inlands gestiegen, so hat erebenfalls recht, und es ist die Sache unserer Ökonomisten, nach-zuweisen, welche Störungen auf dem inneren Markte daranschuld sind.
Wenn der Deutsche sagt: Der Bau von Häusern steht still,weil hypothekarische Darlehen nur unter harten Bedingungenzustande kommen, so ist dies ganz richtig; der Ökonomist mußihm nun erklären, weshalb jetzt für solche Darlehen höhere Zinsenals früher gefordert werden.
Alles dies aber aus einem einzigen Grunde erklären zuwollen durch den nebelhaften Ausdruck „der Wert des Geldeshat sich vermindert" — ist, gelinde ausgedrückt, keine Aufklärung,fondern Fahrlässigkeit.