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Staatliche Theorie des Geldes / von Georg Friedrich Knapp
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Nachträge und Ergänzungen.

V. Die Verwirrung erreicht noch einen höhern Grad durchdie eingebürgerte Gewohnheit, immer nur auf die Vermehrungdes vom Staate oder von seiner Bank ausgegebenen Papiergeldeshinzuweisen als auf den Grund der eingetretenen Preissteigerungen.Hier liegt allerdings ein Problem vor, aber es wird nicht ge-löst durch die einfache Behauptung: Vermehrung des Papier-geldes steigert an sich schondie Preise". Es ist vielmehr dieAufgabe der Ökonomisien, die Finanzwirtschaft des Staates zuuntersuchen und uns zu sagen, ob die ungeheueren Aufgaben,die dem Staate durch einen Krieg erwachsen, auch auf andereWeise gelöst werden können als durch Schaffung vonPapier-geld", besser von Notalgeld aus wertlosen Stoffen. Bisher hatman kein anderes Mittel nachweisen können, als dieses, welcheszwar nicht allein, aber doch immer neben andern Mitteln, auf-tritt. Es ist also vorläufig unvermeidlich. Das bloße Bedauernhilft hier nichts. Man hat sich darauf einzulassen! Und umdie Natur dieses Mittels aufzuklären, dazu soll die StaatlicheTheorie des Geldes beitragen. Das geschieht durch die juristischeAuffassung, die hier nicht beiseite geschoben werden kann.

Erst wenn dies in Ordnung gebracht ist, kann der Ökonomistauftreten; seine Ablehnung der Staatlichen Theorie des Geldeshilft ihm nichts. Wenn er aber das, was aus der rechtlichenNatur des Geldes folgt, sich angeeignet hat, dann hat er nochreichliche Arbeit vor sich. Er muß dann zeigen, wie der Staatdurch jenes unvermeidliche Hilfsmittel die inneren Produktions-verhältnisse stört, denn darauf läuft alles hinaus. Diese Störungeneinfach abzulehnen, wenn politische Notwendigkeit sie fordert, istTorheit. Man erwäge nur, was geschieht:

Beim Ausbruche des Krieges kauft der Staat alle erlang-baren Pferde auf; er kauft alle Automobile an, die er beiPrivaten findet; er bestellt endlose Massen von Munition; erbeschäftigt alle Waffenfabriken durch neue Bestellungen, er nimmtalle Transportmittel in Anspruch, besonders die Eisenbahnen;er kauft Nahrungsmittel an für Millionen von Soldaten. DerStaat leistet Löhnungen und Besoldungen an die im Kriege auf-