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Erinnerungen / von Ludwig Bamberger
Entstehung
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IV

Vorwort.

Körperlichkeit erhielten schließlich ihr ganz individuelles Geprägein den Linien von weltmännischer Feinheit und Grazie, die beideElemente einheitlich umschlossen. Ein kleines Blatt Papier in derHand, fast ohne Gesten, die gebrechliche, schmal aufragende Gestaltein wenig vornüber geneigt, so sprach Bamberger von seinem Platzaus in fließender, durch klare Betonung belebter Diktion, dieschwache, manchmal belegte Stimme durch kluge Behandlungeindrucksvoll und tragfähig machend. Oder er saß da nach-denklich zuhörend, wie es die Aufnahme an der Spitze diesesBuches zeigt.

Seine Reden waren wie seine Unterhaltung. Die feinenReize der Unterhaltung wurden nur aus der Intimität in diegrößeren Linien des rednerischen al krsseo-Stiles übertragen.

Er war zu der Zeit, da ich ihn kennen lernte, bei seinemAlter erklärlicherweise, kein Redner mehr, der in hinstürmenderFurie die Hörer mit sich vorwärts riß; aber er erschien mir nebenBismarck, als Redner, die reichste und vielseitigste Individualitätdes Reichstages, und dieser geistige Reichtum, der nicht deswarmen Glanzes echter und tiefer Überzeugungen entbehrte, machteBamberger zu einem unserer großen Parlamentarier. So war erbis zuletzt.

Wenn er im Jahre 1L93 ein neues Mandat nicht annahm,so war der Grnnd mir der, daß seine Hoffnung gesunken war, erkönne während des Restes seines Lebens noch wesentlich zu einerKräftigung uud Neubelebung des durch kleiue und kleinlicheGegensätze zerrissenen und uutereinander verfeindeten Liberalismusbeitragen. Das erwartete er von einer Entwicklung, die nachihm kommen sollte.

Zwischen jenem Scheiden aus der parlamentarische» Thätigkeitund demBismarck Posthnmus" liegt trotz vorübergehender ernsterErkrankung gleichwohl eine rege öffentliche Thätigkeit; schrift-stellerisch, vor allem in derNation", und auch rednerisch, wiebei Zusammenkünften des Freihandelsvereins, zuletzt noch inHamburg .