Vorwort,
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So steht die Individualität Bambergers allen jenen, diean dem geistigen Leben Deutschlands Anteil nehmen, auch heutelebensvoll vor Augen; wer — moderner Schulung — sich mitden wirtschaftlichen Problemen beschäftigt, kann den Jdeenkreisnicht unberücksichtigt lassen, der von Bambergerschem Geist erhelltist, und wer den Fragen der Politik fern steht, der kennt dochBamberger als jenen erlesenen Essayisten, dessen reife Lebens-philosophie das Ergebnis von so viel Kultur und so viel echterMenschenfreundlichkeit ist.
Wie er war, das wissen wir noch Alle, und wie er wurde,das sagt er selbst auf den nachfolgenden Blättern.
Es kann daher die Versuchung nicht an mich herantreten, inflüchtigen Strichen diesen Lebenslauf hier meinerseits zeichnen zuwollen; uud für ein ausgeführtes Bild fehlt mir an dieser Stelleder Raum.
Ich beschränke mich darauf, zu sagen, wie ich meine Pflichtals Herausgeber geübt habe.
Ich wünschte nicht, die Thatsache möglichst zu verschleiern,daß hier eine nachgelassene Arbeit vorliegt, an die Ludwig Bam-berger selbst die letzte Hand nicht hat legen können. Da es nichterwiesen zu werden braucht, daß der Tote ein hervorragenderSchriftsteller war, so verzichtete ich unbedenklich darauf, für die„Erinnerungen" eine gleichmäßige Rundung zu schaffen; sie hättesich nur herstellen lassen, wenn ich bei ganzen Abschnitten zu einerÜberarbeitung geschritten wäre; und so vorsichtig solche Über-arbeitung vorgenommen wird, sie läßt sich uur ausführen aufKosten der individuellen Eigenart. Wir aber lieben heute uichtvor allem die Glätte, sondern die charakteristische Selbständigkeit;wir kratzen daher mit Recht von alten Bildern die Übermalungherunter, und wir entfernen von den antiken Statuen die Er-gänzuugeu, weil nns ein Torso und weil uns ein Gemälde mitschadhaften, unausgeführten Stellen weit lieber ist, als die wohl-meinendste Nachbesserung.
Dieser Grundsatz war auch für mich maßgebend. Der Fehler,