VI
Vorwort.
zu wenig geändert zu haben, erschien mir viel erträglicher alsder Vorwurf, in dieser Richtung zu weit gegangen zu sein. Sobemühte ich mich denn nicht, den Stil dieser Auszeichnungen, diein Jahren entstanden waren, gleichmäßig durchzufeilen, uud auchGebauten, die wiederkehren, merzte ich nicht aus, vorausgesetzt,daß an der neuen Stelle doch eine nene Nnance hinzukam.
Ich glaube nicht, daß Lndwig Bamberger ein einziges Malseine „Erinnerungen" im Zusammenhange durchgesehen hat; mirhat er stets nur kleine Bruchstücke bei passender Gelegenheit anstillen Vormittagen in Jnterlaken vorgelesen; es ist daher ein Zeichenfür sein ausgezeichnetes Gedächtnis und für seine Fähigkeit zu kom-ponieren, daß er gleichwohl diese Mitteilungen ans seinem Leben,wenn nicht völlig druckfertig, doch fast drucksertig zurückgelassenhat, so daß es möglich war, die mit fester Hand flüchtig ge-schriebenen Seiten vielfach ohne Änderungen und immer ohne ein-greifende Änderungen zum Satz zu bringen.
Der Plan für diese Aufzeichnungen hat sich freilich vollständigverschoben.
In dem Vorwort zu seinen „Charakteristiken"*) sagte Bam-berger das Folgende:
„Oft und seit längerer Zeit an mich herangetretenenAnregungen und Wünschen, mehr als meinem eigenenUrteil folgend, lasfe ich zunächst in diesem Bande eineSammlung älterer und neuerer Studien über einzelnePersönlichkeiten veröffentlichen. Ein jüngerer sachverständigerFreund hat sich aus eigenem Antrieb der Mühe unterziehenwollen, die Herausgabe zu leiten und zu übernehmen."Es war den anderen Freunden und mir nicht ganz leicht geworden,Bamberger dazu zu veranlassen, daß seine Schriften — freilichmit einer gewissen Auswahl — in einer gesammelten Ausgabeneu herausgegeben wurden. Er glaubte nicht, daß ein Bedürfnishierfür vorliege; schließlich aber wurde für das deutsche Lese-publikum mit den „Charakteristiken" — als einer besonders leichten
*) Rosenbaum ck Hart 1894.