Universitätszeit und juristischer Beruf.
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und dabei sehr oft noch eine Tasse dicker Schokolade in Milch gekocht,eine Stnnde nach dem Mittagsmahl, ich glaube weniger zur Schandedes letzteren als zur Ehre unseres Appetites, genommen wurde. Umdrei ging es wieder an die Arbeit bis um acht. Diese ward ge-meinsam von mir und dem Oldenburger Freund betrieben, derim gleichen Semester und ein eifriger Pandektist, Schüler Vangerowsund Franckes war und mich, der ich nur den guteu Sell in Gießengehört hatte, erst in den Tempel Jnstinians und seine Geheim-nisse hineinführte und den Umgang mit dem Lorxus M-is ver-mittelte. Jede Disziplin hatte nach dem Stundenplan ihre fest-umschriebene Zeit, aber innerhalb dieser wnrde rücksichtslos jedeanstanchende Frage bis in ihre letzten Schlupfwinkel verfolgt,handelte es sich nun um Controverfen über Gajus oder um Ge-heimnisse des kanonischen oder um Schnurren des Lehnrechts.Denke ich an die frugalen Freuden dieses emsigen Bohrens undEinPrägens zurück, so erscheint mir ganz unfaßbar die heutzutageselbst für ernste junge Leute übliche Manier der Presse, zu welcherdamals nur die dümmsten und faulsten Subjekte ihre Zufluchtnahmen, auf die mau darum mitleidig herabsah.
Colleg hörte ich in diesem Semester gar nicht. Ich hattebereits in Heidelberg die Entdeckung gemacht, daß diese Art desLernens nnr als ein Uebergangsstadinm für Anfänger seinenWert hat, wenigstens in den theoretischen Fächern. Unsere Abend-stunden verbrachten wir drei regelmäßig gemeinsam. Nach demThee, zu dem die Verwandten meiner zwei Kameraden allzeitnordische Leckerbissen, wie pommersche Gänsebrüste, Würste, Pumper-nickel und dergleichen spendeten, wurde musiziert und gelesen.Die ausgezeichnete Göttinger Bibliothek, welche in liberalster Weiseden Studierenden zur Verfügung gestellr war, lieferte uns dasMaterial.
Ich erinnere mich nicht mehr, war es besondere Vergünstigungoder allgemeine Regel, ich durfte, statt nur aus dem Katalog zufchöpfen, selbst auf den sehr bequemen Galerien umhersteigen unddie Bände herausnehmen, die mich lockten. Nur so gelaugt manin den Anfängen zu einiger Bücherkenntnis. Hatte man nuneine Abteilung durchstöbert, so uahm man die Bände, die einenreizten, herunter, legte sie auf einen Tisch mit einem Zettel, der